Fernsehen als Herrschaftsinstrument
Durch die Erfindung des Fernsehens wurden aus Völkern Theaterbesucher, und folgerichtigerweise gewannen Aufführungen und die sie aufführenden Darsteller an gesellschaftlicher Anerkennung, so daß zunehmend Darsteller zu nationalen Berühmtheiten wurden, ob sie nun Franz Beckenbauer oder Nicole heißen, weil sie die Nation gut aussehen ließen, und indem sich das Wesen der Berühmtheiten derart änderte, verschwamm die Linie zwischen Bekenntnissen von Vorbildern, welche vertrauenswürdige Urteile darüber sind, welche Abhängigkeiten sich bewähren, und Aufführungen von Darstellern.
Und diese Tendenz der Menschen, sich von Berühmtheiten Rat einzuholen, ermöglicht es einer Regierung, sie sehr effizient zu lenken, indem sie berühmte Darsteller findet, welche politisch erwünschte Scheinbekenntnisse aufführen.
Größtenteils geschieht dies in Form von Scheinbekenntnissen zu volkswirtschaftlich relevanten Produkten der heimischen Industrie, also im Falle Deutschlands zu Autos, so daß sich die betroffenen Industrien einerseits der Binnennachfrage ihrer Produkte sicher sein können und andererseits günstiger regulativer Rahmenbedingungen.
Jene Darsteller, welche ihr zu diesen Vorteilen verhelfen, verdienen aus Sicht ihrer Befürworter ipso facto ihren Ruhm, was heißt, daß sich große Teile eines Landes hinter jeden Darsteller stellen werden, welcher es vermag, seine Produkte erstrebenswert erscheinen zu lassen, so daß sich hier ein selbstverstärkender Kreislauf des sich selber Abfeierns ergibt. (Übrigens, Luc Bessons The Fifth Element stellt alle möglichen Manifestationen des Theaters in der Gesellschaft geradezu ekelerregend gut dar und die in Form des Fernsehens in der Gestalt Ruby Rhod's.)
Den Höhepunkt ihrer telegenitätsbedingten gesellschaftlichen Anerkennung erreichten Darsteller so gegen 1995, seitdem untergräbt das Internet, indem es Jedermann erlaubt, sich öffentlich mitzuteilen, und dabei gleichzeitig das Publikum verkleinert, ihre Bedeutung, was zu der leicht bedenklichen gesellschaftlichen Konstellation geführt hat, daß wir heute einerseits eine Generation haben, welche mit dem Ruhm der Darsteller groß geworden ist, aber andererseits in einer Zeit lebt, in welcher er sich bereits überholt hat.
Außerdem bedeutet sein Niedergang, daß Regierungen Menschen heute eben nicht mehr so effizient lenken können, und die natürliche Reaktion eines jeden Theatermachers darauf, daß seine Aufführungen keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken, besteht darin, wenn er noch dazu kommt und nicht vorher das Haus räumen muß, wie es einigen Regierungen während des Arabischen Frühlings erging, sie zu dramatisieren.
Dabei ist die Dramatisierung gleich in doppelter Hinsicht der Freund der Regierung: Nicht nur hören die Leute eher zu, sondern sie halten die Regierung, da es sich ja um tatsächliche Vorgänge handelt, welche sie dramatisiert, aufgrund ihrer Machtfülle auch für vorzüglich geeignet, sie zu meistern.
Dramatisierung bedeutet aber auch, daß die im vorigen Beitrag betrachteten beeinflussenden Agenturen auf Hochtouren laufen, also daß gelobbyt, gepusht und geworben wird, was das Zeug hält, da sich die Leute unter dem Eindruck des Dramas eben leichter beeinflussen lassen.
Und dies führt seinerseits entweder zu abrupten Umschlägen (Clinton, Bush, Obama, Trump, Biden, ...) oder zu verfestigten extremen Positionen.
Unter der erwähnten Generation hat sich unterdessen eine prinzipielle Gegentheaterbewegung entwickelt, welche sich alternative Dramatisierungen zu dem Zweck ausdenkt, das staatliche Dramatisierungsvermögen durch Bloßstellung der Beliebigkeit seiner Aufführungen zu zerstören, und deren Führer etwa Alex Jones und David Icke sind. Theoretisch sollte sie zu einer schnelleren Rückkehr zur vormaligen, Darsteller relativ geringschätzenden, Regierungsweise und sittlichen Prägung führen, aber zugleich fordert sie, als Positionen auflösendes Element, zu einer extremeren Verfestigung heraus. Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß, wenn es ihr gelingen sollte, das Staatstheater zu verwerfen, die Ungeeignetheit der theatralisch Erzogenen zu absoluten Formen der Ehrerbietung führen muß, welche nicht bestehen können, mit anderen Worten also die Wahl zwischen fortgesetzter, zynischer Dramatisierung und zeitweilig unantastbarer Autorität besteht.
Und diese Tendenz der Menschen, sich von Berühmtheiten Rat einzuholen, ermöglicht es einer Regierung, sie sehr effizient zu lenken, indem sie berühmte Darsteller findet, welche politisch erwünschte Scheinbekenntnisse aufführen.
Größtenteils geschieht dies in Form von Scheinbekenntnissen zu volkswirtschaftlich relevanten Produkten der heimischen Industrie, also im Falle Deutschlands zu Autos, so daß sich die betroffenen Industrien einerseits der Binnennachfrage ihrer Produkte sicher sein können und andererseits günstiger regulativer Rahmenbedingungen.
Jene Darsteller, welche ihr zu diesen Vorteilen verhelfen, verdienen aus Sicht ihrer Befürworter ipso facto ihren Ruhm, was heißt, daß sich große Teile eines Landes hinter jeden Darsteller stellen werden, welcher es vermag, seine Produkte erstrebenswert erscheinen zu lassen, so daß sich hier ein selbstverstärkender Kreislauf des sich selber Abfeierns ergibt. (Übrigens, Luc Bessons The Fifth Element stellt alle möglichen Manifestationen des Theaters in der Gesellschaft geradezu ekelerregend gut dar und die in Form des Fernsehens in der Gestalt Ruby Rhod's.)
Den Höhepunkt ihrer telegenitätsbedingten gesellschaftlichen Anerkennung erreichten Darsteller so gegen 1995, seitdem untergräbt das Internet, indem es Jedermann erlaubt, sich öffentlich mitzuteilen, und dabei gleichzeitig das Publikum verkleinert, ihre Bedeutung, was zu der leicht bedenklichen gesellschaftlichen Konstellation geführt hat, daß wir heute einerseits eine Generation haben, welche mit dem Ruhm der Darsteller groß geworden ist, aber andererseits in einer Zeit lebt, in welcher er sich bereits überholt hat.
Außerdem bedeutet sein Niedergang, daß Regierungen Menschen heute eben nicht mehr so effizient lenken können, und die natürliche Reaktion eines jeden Theatermachers darauf, daß seine Aufführungen keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken, besteht darin, wenn er noch dazu kommt und nicht vorher das Haus räumen muß, wie es einigen Regierungen während des Arabischen Frühlings erging, sie zu dramatisieren.
Dabei ist die Dramatisierung gleich in doppelter Hinsicht der Freund der Regierung: Nicht nur hören die Leute eher zu, sondern sie halten die Regierung, da es sich ja um tatsächliche Vorgänge handelt, welche sie dramatisiert, aufgrund ihrer Machtfülle auch für vorzüglich geeignet, sie zu meistern.
Dramatisierung bedeutet aber auch, daß die im vorigen Beitrag betrachteten beeinflussenden Agenturen auf Hochtouren laufen, also daß gelobbyt, gepusht und geworben wird, was das Zeug hält, da sich die Leute unter dem Eindruck des Dramas eben leichter beeinflussen lassen.
Und dies führt seinerseits entweder zu abrupten Umschlägen (Clinton, Bush, Obama, Trump, Biden, ...) oder zu verfestigten extremen Positionen.
Unter der erwähnten Generation hat sich unterdessen eine prinzipielle Gegentheaterbewegung entwickelt, welche sich alternative Dramatisierungen zu dem Zweck ausdenkt, das staatliche Dramatisierungsvermögen durch Bloßstellung der Beliebigkeit seiner Aufführungen zu zerstören, und deren Führer etwa Alex Jones und David Icke sind. Theoretisch sollte sie zu einer schnelleren Rückkehr zur vormaligen, Darsteller relativ geringschätzenden, Regierungsweise und sittlichen Prägung führen, aber zugleich fordert sie, als Positionen auflösendes Element, zu einer extremeren Verfestigung heraus. Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß, wenn es ihr gelingen sollte, das Staatstheater zu verwerfen, die Ungeeignetheit der theatralisch Erzogenen zu absoluten Formen der Ehrerbietung führen muß, welche nicht bestehen können, mit anderen Worten also die Wahl zwischen fortgesetzter, zynischer Dramatisierung und zeitweilig unantastbarer Autorität besteht.
Labels: 35, filmkritik, formalisierung, geschichte, gesellschaftsentwurf, gesellschaftskritik, gesetze, institutionen, rezension, sehhilfen, wahrnehmungen, zeitgeschichte, ἰδέα, φιλοσοφία