Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

9. Juli 2024

Widerstandsformen gegen ungerechtfertigte kulturelle Herrschaft

Repräsentationskulturen verlangen Opfer im Namen des Ehrbaren (beziehungsweise der Liebe im weiteren Sinne), der Verbundenheit, der Rechtschaffenheit (beziehungsweise der Liebe im engeren Sinne) oder des Friedens, und Willenskulturen im Namen des Stolzes im weiteren Sinne, der Freude, des Stolzes im engeren Sinne oder der Genugtuung, und werden also auch durch die fraglichen Empfindungen gerechtfertigt, wobei Verbundenheit zusätzlich mit Gnade einhergeht, Rechtschaffenheit mit einem guten Los und Frieden mit Segen, und wenn es sich anders verhält, muß es nur verkündet werden, also daß eine Repräsentationskultur die Ehrbarkeiten nicht ehrt und Ungnade, ein schlechtes Los oder Flüche auf sich zieht, oder eine Willenskultur enttäuscht, Schmach bereitet oder keine Genugtuung verschafft, um die Opferbereitschaft versiegen zu lassen.

Erlebniskulturen muten hingegen zu und verlieren ihre Rechtfertigung, wenn ihre Zumutungen der Wertschätzung, der Verhießenheit, der Verwandelndheit oder der Verwandtheit, in die Quere kommen, und Widerstand bedeutet dann, dem Druck auf das eigene allgemeine Streben der Achtung zu widerstehen, was heißt, an ihm festzuhalten, also entweder weiterhin
  • das Bedeutsame zu suchen,
  • einen günstigen Ansatzpunkt zu seiner Etablierung oder
  • einen Weg, sie eifrig zu Ende zu führen.
Ich halte es beispielsweise für bedeutsam, den Weg des Menschen in der Welt zu verstehen, weil dieses Verständnis es uns ermöglicht, einen Umgang mit einander zu pflegen, welcher den Vorstellungen meiner geistigen Heimat entspricht, und der Ansatzpunkt zu dessen Etablierung sind die Probleme, welche das Ende des Zeitalters der Werke hervorruft, doch damit das gegenwärtige Interesse an politischer Theorie fortbesteht, ist es wichtig, daß auch die Spannung zwischen den unterschiedlichen Formen der kulturellen Herrschaft, also zwischen Erlebnis-, Repräsentations- und Willenskulturen fortbesteht, denn es ist einstweilen ihr Bemühen, die Menschen von ihren Vorzügen zu überzeugen, welches politischen Erörterungen Brisanz verleiht. Deshalb muß ich, um dem Druck auf das allgemeine Streben meiner Achtung zu widerstehen, einen übergeordneten Standpunkt einnehmen, welcher nicht auf eine bestimmte Partei vertraut, zumal Parteien in der Regel alles tun, um ihre eigenen Widersprüche auszublenden und die Einsichten anderer zu entstellen.

Labels: , , , , , , , , , ,