Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

2. Juli 2012

Der Erfolg des Verbrauchers

Ich hatte gestern abend über die Folgen des ESM nachgedacht, wenn er denn ein Erfolg würde, und dann hatte ich heute morgen einen noch weitergehenden Traum, einen Traum von einer Google-Welt, um es prägnant zu sagen, aber andererseits finde ich diese Bezeichnung unfair und möchte sie eigentlich nicht propagieren (wohl wissend, daß es unvermeidlich ist).

Ich sah fern, ein LCD-Bildschirm mit den Ausmaßen 1,60m x 90cm, ein Reporter stand vor einem beschädigten Haus und berichtete etwas auf Englisch, und obwohl ich Englisch ja eigentlich verstehe, verstand ich ihn nicht, bis ich einen Knopf auf meiner Fernbedienung drückte und der Reporter anfing auf Deutsch, mit der Stimme und im Tonfall eines bekannten deutschen Reporters, zu sprechen, lediglich seine Grammatik ließ hin und wieder zu wünschen übrig und man konnte nur ahnen, was er meinte.

Lokale Berichterstattung weltweit zu empfangen, maschinell in alle Sprachen der Erde übersetzt, schicke Häuser in Leichtbauweise und eine Kultur des Abhängens vorm Fernseher, der wahrlich zum Fenster zur Welt geworden ist. Eine Welt, welche sich für sich selbst in Szene setzt, Exhibitionismus und Voyeurismus gleichermaßen bedienend.

Eine Welt, in welcher jeder und jedes seinen Platz hat, auf ihn verpflichtet wie eine Fernsehserie auf ihr Thema, aufrecht erhalten durch Ausgleichszahlungen, welche genauestens zu diesem Zweck austariert sind.

Keine Frage, diese Welt ist mehrheitsfähig und auch bezahlbar, wenn die Produktion erst einmal genügend automatisiert ist - der finale Erfolg des Verbrauchers.

Menschen sind nunmal zu einem großen Teil das, zu was sie sich machen. Aber um diese Welt zu erreichen, müssen sich offensichtlich alle Menschen zu Verbrauchern machen, denn der Verbraucher ist ein elendig an- und hinfälliges Wesen, welches keine Konkurrenz erträgt. Seine Schwäche treibt ihn zum Genozid. Doch kennt er seine Feinde nicht, wenn diese sich ihm nicht freiwillig offenbaren. Und also kann er schwerlich Erfolg und seine Welt haben. Wer sich wie ich durch die Welt bewegt, wird ihn nicht aktiv bekämpfen müssen, sondern kann seinen Weg schlicht als ein Thema von vielen deklarieren.

Um den Menschen, welcher sich bereitwillig zum Verbraucher macht, ist es freilich schade, denn aus ihm wird nichts anderes mehr, am Band seiner atemlosen Begeisterungen bleibt er.

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