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4. Februar 2015

Magie

Ich beziehe mich wiederum auf Robert Don Hughes' Pelmen the Powershaper-Trilogie.

Robert Don Hughes behauptet, daß es zwei verschiedene Arten der Transzendenz gäbe, nämlich Magie und Gebet.

Ich halte diese Auffassung für grundfalsch. Es gibt allerdings Gründe, aus welchen man, irrigerweise, zu dieser Auffassung gelangen kann, genauer gesagt zwei Gründe, der erste betrifft die Substanz der Transzendenz und der zweite die Weise ihrer Verfolgung.

Der erste Grund ist natürlich, daß es fortschreitende und zurücksetzende transzendente Akte gibt, und es ist selbstverständlich so, daß erstere egozentrisch sind, also, um es technisch korrekt zu sagen, einen Teil der Form, zu welcher man selbst geworden ist, der weiteren Entwicklung des Alls zuführen, während letztere selbstaufhebend sind, also vorgefertigte Formen in einem selbst auflösen, so daß Neues dort, und nicht nur dort!, Wurzeln schlagen kann.

Der letzte Einwurf hängt damit zusammen, daß wir uns materiell nicht isoliert behaupten, sondern vielmehr andere zu unserer eigenen Neigung hinüberziehen, Kampfbereitschaft ist ansteckend, Entspanntheit auch, und das betrifft nicht nur Menschen, sondern sogar noch Pflanzen und über sie selbst das Wetter, denn wenn Pflanzen kämpfen wollen, scheint die Sonne, und wenn sie sich entspannen, regnet es.

Es ist nun aber ersichtlich irrsinnig zu sagen, fortschreitende transzendente Akte seien per se schlecht, zurücksetzende per se gut. Wir öffnen uns dem Neuen, wenn wir einatmen und wir bemächtigen uns des Alten, wenn wir ausatmen.

Der zweite Grund besteht darin, daß wir entweder handeln, um etwas selbst zu erreichen, oder ein weiteres durch es, welches aber tatsächlich zu erreichen nicht in unserer Macht liegt. Der Hinduismus spricht hier vom hellen und vom dunklen Weg.

Was man selbst erreichen kann, ist die erwünschte Verfassung, was man nicht selbst erreichen kann, ist Einsicht.

Einsicht aber ergibt sich oftmals gerade daraus, daß man etwas falsches tut, beispielsweise eine halbe Flasche Rum austrinkt.

Nun, es muß nicht immer Rum sein. Ich hatte mit Zwölf ein Ginger Ale-Problem. Also nahm ich mir vor nur noch Ginger Ale zu trinken. Und das hat mich geheilt.

Exzeß ist also eine, um nicht zu sagen die bedeutendste Praxis des dunklen Wegs.

Exzeß spielt für transzendente Akte allerdings keine Rolle, da er dort überhaupt nicht möglich ist. Was hingegen möglich ist, ist das Experiment, daß man einen transzendenten Akt nur anstrebt, um zu sehen, ob etwas und was passiert.

Und damit ist der transzendente Akt natürlich nur äußerst bedingt gerechtfertigt, nämlich nur durch die Lehren, welche man selbst aus ihm zieht.

Andererseits läßt sich schwerlich auf das Experiment verzichten, denn wie soll man sonst je zu der Überzeugung gelangen, daß es Transzendenz überhaupt gibt? Es gibt ja keinen Begriff, welchen wir von Anfang an haben, außer vielleicht: Hunger! Brust her! Alles muß erst einmal als Verhältnis in unser Bewußtsein treten, bevor wir uns auf es beziehen können. (Hunger... Brust... Grapsch... Saug)

Also auch hier ist es unsinnig, den dunklen Weg per se schlecht zu nennen.

Es kommt indessen noch etwas anderes hinzu, nämlich daß die fortschreitenden transzendenten Akte Opfer fordern, auch davon spricht Robert Don Hughes ja:
  • materielle fortschreitende transzendente Akte sind Wetten,
  • funktionale fortschreitende transzendente Akte sind Verträge,
  • ideelle (subjektiv) fortschreitende transzendente Akte sind Gerichte.
Wetten kann man verlieren, Verträge können einen verwickeln und Gerichte können einen schuldig sprechen, wobei die Strafe stets der Tod ist.

Wer also darum bittet, daß ein neuer Glaubenszykel beginnen möge, tritt vor die Sphinx, denn genau das ist die Sphinx: Sie richtet nach dem Wissen, welches alles weiß, und wie der Löwe.

Der konkrete Hauptgrund, warum sich Menschen vor Magie fürchten, dürfte in der Verfluchung bestehen, also daß jemand aus letztlich experimentellen Gründen, und sei es im Rahmen einer experimentellen Bestrafungsmethode, eine Wette gegen das Wohlergehen eines Anderen abschließt.

Aber selbst in diesem speziellen Fall ist es schwer, die Praxis per se zu verurteilen, lediglich so viel kann man sagen, daß dies keine gute Bestrafungsmethode ist und sie, wo möglich, durch andere Bestrafungsmethoden ersetzt werden sollte, also, etwas deutlicher formuliert, daß es sich bei ihr um die schlechteste Bestrafungsmethode überhaupt handelt.

Wo hingegen Strafe nötig ist, und zu jeder anderen die Möglichkeit fehlt, da ist sie angemessen. Also beispielsweise wenn Gestellbauer Kranke vom Wind abzuschirmen trachten: Möge ihnen alles mißlingen!

Wobei nicht ich diese Wette halten muß, denn Jesus Christus hält sie schon.

Allerdings setzen diese Dinge keine klare Absicht voraus, und es bedarf der persönlichen Reifung, damit sie bei Vorliegen bestimmter Anreize ausbleiben, etwa wenn einem jemand auf die Nerven geht.

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