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11. Mai 2015

Die Stimmungen des Waltens der Sorge

Ich setze das Anliegen des vorigen Beitrags fort.

Über den voranleitenden und den zurückführenden Stimmungen gibt es eine Gruppe von Stimmungen verwaltender Art, welche das Walten der Sorge begleiten. Sie stellen übergeordnete Klassen dar, in welche sich erstere einfügen. Diese Klassen sind die folgenden:
  • Gefallen,
  • Mißfallen,
  • Vermissen,
  • Scheuen,
  • Zuversicht,
  • Sorge,
  • Verpflichtung,
  • Ergebenheit,
und die Einfügung für die heranleitenden Stimmungen gestaltet sich so:
  • Gefallen: Triumph, Zufriedenheit;
  • Mißfallen: Frustration, Unzufriedenheit, Lethargie;
  • Vermissen: Nihilismus;
  • Verpflichtung: Überwindung.
Zur Dynamik des Waltens der Sorge.

Alles Walten der Sorge geht von Gefallen oder Mißfallen aus, um welche sie sich sorgt, indem sie was gefällt vermißt und was mißfällt scheut, woran sich konkrete Verpflichtungen anknüpfen.

Es gehört dabei zum Wesen der Sorge, ihre Aussichten bei der Verfolgung dieser Verpflichtungen zu reflektieren, sofern dies möglich und sinnvoll ist, also falls Vergleichserfahrungen und Alternativen bestehen. Sie tut dies durch Zuversichtung und Sorge (die Stimmung, welche dem Seelenteil ihren Namen geliehen hat).

Es bleibt die Stimmung der Ergebenheit, welche da ist eine Offenheit für alles, was Gott einen ins Herz geben mag. Diese Stimmung gefällt, aber nur schwach. Indes wird sie mit zunehmender Zeit immer stärker vermißt, bis jede bestehende Verpflichtung sich ihr anpassen muß oder verdrängt wird, weil die Ergebenheit selbst zur Verpflichtung wird.

Leidenschaft ist Ergebenheit in Fesseln, Glaube bedeutet, eine Verpflichtung gefunden zu haben, in derem Rahmen die Ergebenheit verbleibt, was dadurch erreicht wird, daß man so lange an ihm herumschnitzt, bis sie sich nicht mehr gegen ihn wehrt. Der Glaube ist also dann der Ergebenheit angepaßt, wenn die Ergebenheit sich ihm begrifflich unterordnet, mit anderen Worten, wenn man sein Herz verstanden hat.

Dies ist, wie gesagt, das Wort von der Erfüllung des Gesetzes durch die Liebe.

Abschließende Bemerkung.

Gestimmte werden vom Walten der Sorge dominiert, nicht von den heranleitenden Stimmungen der Sorge (Stolz, Behaglichkeit, Gekränktheit, Langeweile, Erhabenheit, Enthebung). Welchen heranleitenden Stimmungen einer das größte Gewicht beimißt, ergibt sich aus den Erfordernissen der Zeit und stellt die grundlegendste Form der Glaubensfindung dar.

Hieraus ergibt sich auch der Umstand, daß die von mir so genannten ästhetischen Objekte Wahrheit, Glanz (Exzellenz) und Macht sind und nicht das Schöne, das Wesentliche und das Mächtige. Erstere beschreiben, worauf Sorge, Achtung und Lust, respektive Vernunft, Verstand und Anschauung, unmittelbar zielen: das Reflektieren auf wahrheitsfixierende Einsicht, das Begreifen von Zusammenhängen auf den ausschlaggebenden Ansatz oder Hebel bei der Bewältigung einer Aufgabe und die Zusammenführung der Sinne in der Anschauung auf die Beherrschung des Wahrgenommenen, seine Ausrichtung nach der einem innewohnenden Vorstellung seiner, weshalb auch jemand, welcher Tag und Nacht eine Brille trägt, durch welche er die Welt auf dem Kopf stehend sieht, nach einer gewissen Zeit anfängt, sie dessen ungeachtet wieder richtig herum zu sehen.

Es sind Dinge, welche jeder a priori kennt, während das Wesen des Schönen, des Wesentlichen und des Mächtigen erst a posteriori erkennbar wird, nämlich als Gleichgewicht, Transzendenz und Leidenschaft, ebenso wie der Umstand, daß es sich bei ihnen um die Ideale der drei Seelenteile handelt, wozu anzumerken ist, daß Leidenschaft die hervorstechendste Form der Herrschaft der Lust ist, auch als spezielle Form der Ergebenheit, denn alle Seelenteile sind Ausformungen der Lust als des formgebenden Prinzips, und wahre Anerkennung untrennbar mit Transzendenz verbunden ist, wie auch umgekehrt.

Hier haben wir es also nicht mit Elementen zu tun, sondern mit etwas, was sich in der Verbindung verschiedener Elemente darstellt, mithin nicht mit Formen der Anschauung, sondern mit etwas Angeschautem, nämlich unserem Willen im Gegensatz zu unseren Formen des Befriedigtseins, welche durch Wahrheit, Glanz (Exzellenz) und Macht gegeben sind.

Es hört sich vielleicht etwas komisch an, aber meine Antwort auf diese Frage beweist, daß es nicht trivial ist zu sagen, was ein solcher Art Befriedigter eigentlich will. Und es kommt ja auch zu seltsamen Verdrehungen, wie der, daß jemand, welcher das Gleichgewicht des Rechts sucht und will darauf geführt wird, daß es voraussetzt, daß uns die Transzendenz bewußt wird und wir auf sie vertrauen. Es ist schon so: Ich will das Schöne und muß mich deshalb an das Wesentliche heranleiten lassen.

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