Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

5. März 2016

Politikos im Jahre 2016

Politik ist das Geschäft der Gestaltung der Polis. Die erste Unterscheidung, welche wir machen, besteht darin, uns danach zu erkundigen, ob es zu dieser Gestaltung gehört, gestaltungswillige Mitbürger von ihr auszuschließen oder nicht. Ist es der Fall, so wird ein beträchtlicher Teil der politischen Anstrengungen und Einrichtungen darauf gerichtet sein, sie auszuschließen, und das müssen wir bei der Durchsicht der Institutionen einer solchen Polis stets im Auge behalten.

Sofern diese aber nicht dem Zweck dienen, unerwünschte Mitbürger von ihrer Gestaltung fernzuhalten, dienen sie notwendig dem Zweck, die zugelassenen Gestaltungswilligen zu Übereinkunft und Verpflichtung im Rahmen der Aufgabe der Gestaltung der Polis anzuleiten. Die Gestaltungswilligen insgesamt aber sind die Männer, denn wie könnte man ein Geschöpf gestaltungswillig nennen, welches es als Zeichen seiner Reife ansieht, den Gestaltungswillen eines andern zu bewundern?

Übereinkunft und Verpflichtung nun erweisen sich daran, daß den Verhandelnden die relevanten Fakten zur gemeinsamen Beratschlagung vorgelegt und sie anschließend mit den beschlossenen Maßnahmen betraut werden, wobei letztere aber nicht notwendigerweise die Arbeitskraft der Verhandelnden ausschöpfen, und insbesondere dann nicht, wenn jene Arbeiter befehligen.

Ein Mensch, welcher sich nicht auf diese Weise mit anderen verständigt, agiert vollständig in hierarchischen Strukturen und kann also keine Politik über durch seine Stellung gedeckte Selbstdarstellung hinaus betreiben.

Wo die Gestaltung der Polis nicht in einem, sondern mehreren Kreisen nach Möglichkeit zu ihr geteilt Statt hat, ist der Gestaltungsverzicht eines Kreises in einem Bereich gleichbedeutend mit seiner dortigen Bewerbung anderer Kreise, und Kreise, welche sich unnatürlichen Gestaltungsvorhaben verschreiben, können den Gestaltungswillen ihrer Mitglieder nicht befriedigen.

Unnatürlich aber ist ein Vorhaben, wenn es nicht den Weg von Voraussetzungen zu Erträgen zu gestalten sucht, sondern Erfahrungen, denn erstens verkehren vorgezeichnete Erfahrungen den Sinn bewußten Lebens, indem sie die Zyklizität der eigenen Entscheidungen eliminieren, und zweitens lassen sich Erfahrungen ohne bereitschaftsmäßige Voraussetzungen überhaupt nicht erst gestalten.

So hätte ich dich, Sokrates, denn durch alles Groteske geführt, welches du hier siehst.

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