Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

25. Februar 2016

Selbsterfahrung als Basis der Emulationswürdigkeit

In dem Bemühen, sich auszuzeichnen, emulieren Leistungserwartende (Achtende) Lebensweisen und verstetigen dadurch Kulturen, siehe insbesondere Versuch der Charakterisierung der europäischen Völker basierend auf der Variation des Y-Chromosoms (beachte aber die leicht problematische Zusammenfassung der Haplogruppen N und R1b dort).

Ein Überblick über die Bandbreite dieser Emulation läßt sich am besten dadurch gewinnen, daß man die Emulation nach dem gesellschaftlichen Ausweis der Emulationswürdigkeit klassifiziert, als da wären
  • Selbstgefälligkeit,
  • Selbstbehauptung und
  • Unantastbarkeit.
Selbstgefälligkeit und Selbstbehauptung sind Modi der Selbsterfahrung, Unantastbarkeit hingegen die Enthebung aus der Notwendigkeit, sich selbst zu beweisen und selbst zu erfahren, welche stets mit großer Selbstherrlichkeit einhergeht, welche sich ihrerseits überall dort entwickelt, wo das Selbstbild nicht geprüft wird, und in der Folge selbst einen Anreiz darstellt, seiner Prüfung auszuweichen.

Selbstgefälligkeit beruht auf der Erfahrung des Gefallens, seine Lebensverhältnisse zur eigenen Zufriedenheit eingerichtet zu haben, sie besagt, daß einer meint, sein Menschsein wäre für seine Mitmenschen vorbildlich. Am typischsten ist diese Haltung indes für Gestimmte (Suchende), nicht für Leistungserwartende, aber ich habe ja auch nicht gefordert, daß Leistungserwartende die Lebensweise anderer Leistungserwartender emulieren.

Die Selbstgefälligkeit als Basis der Emulationswürdigkeit hat sich in Frankreich im Geleit der fränkischen Herrschaft entwickelt und ist auch heute dort am stärksten ausgeprägt. Unabhängig von Frankreich findet sie sich noch bis zu einem gewissen Grade in Georgien, und abhängig von Frankreich in allen romanischen Ländern, in England, Österreich und vor dem Ersten Weltkrieg fand sie sich auch in Deutschland.

Rom fußte indes auf Unantastbarkeit, wie sie heute am reinsten innerhalb der Cosa Nostra gepflegt wird, aber auch weiterhin die Grundlage vieler westeuropäischer Gesellschaften ist. Vergleicht man das Gewicht der Selbstgefälligkeit mit dem der Unantastbarkeit, so dürfte sich in etwa folgende Rangfolge ergeben:
  1. Frankreich,
  2. Rumänien,
  3. Portugal,
  4. Italien,
  5. Österreich,
  6. Schweiz,
  7. Spanien,
  8. Belgien,
  9. Niederlande,
  10. Deutschland.
England habe ich, ebenso wie Irland, hier außenvor gelassen, weil die zweite Basis der englischen Kultur neben der Selbstgefälligkeit nicht Unantastbarkeit, sondern Selbstbehauptung ist. Der diesbezügliche Vergleich liefert, wiederum mit dem höchstem Grad der Selbstgefälligkeit beginnend, folgende Liste für den unzivilisierten Norden Europas:
  1. Schweden,
  2. Norwegen,
  3. Lettland,
  4. Estland,
  5. Dänemark,
  6. Litauen,
  7. Vereinigtes Königreich,
  8. Irland.
Am reinsten dürfte die Selbstbehauptung hingegen bei den Hunnen und in Deutschland zwischen 1933 und 1945 geherrscht haben.

Das Beispiel Deutschlands zeigt sehr schön, daß die gesellschaftliche Neuausrichtung in Krisenzeiten auch in kürzester Zeit bewerkstelligbar ist, wir haben es hier also offensichtlich mit einem rein dezisionistischen Phänomen zu tun. Zu den Gründen der Entscheidung gibt es einiges zu sagen, aber zunächst sei noch die Selbstbehauptung eigens vorgestellt.

Während die Selbstgefälligkeit die subjektive Überzeugung widerspiegelt, ein vorbildlicher Mensch zu sein, so ist es bei der Selbstbehauptung die subjektive Überzeugung, ein vorbildliches Tier zu sein, also nicht seine eigenen Lebensverhältnisse vorbildlich gestaltet zu haben, sondern vielmehr seine eigenen Routinen, mit welchen man den Herausforderungen des Lebens entgegentritt. Zwar läßt sich der Mensch als Tier verstehen, und somit können jene Routinen grundsätzlich auch Routinen der Entwicklung des eigenen Intellekts sein, aber seit der Antike hat keine Gesellschaft mehr einen derartigen Sinn für Selbstbehauptung besessen.

Selbstbehauptung ist mutwilliges Verharren in Beklommenheit, die Abweisung der Verantwortung, etwas außer sich selbst zu gestalten, und tendentiell, wenigstens in den letzten 2000 Jahren, die Emulation der Stärken eines Tieres und fast immer, wiederum, der des Wolfes, wie eben bei Attila und Hitler.

Wiederum ist es nicht nötig, daß der sich selbst Behauptende ein Leistungserwartender ist, dieses Mal kann man indes nicht davon sprechen, daß dieses doch tendentiell pathologische Verhalten für irgendjemanden typisch wäre, was Leistungserwartende auszeichnet ist lediglich ihre Neigung dazu, gesellschaftliche Vorbilder zu emulieren.

Selbstbehauptung und Unantastbarkeit sind Abweichungen von der natürlichen Ordnung der Dinge, welche den Sinn für das Schöne an die Spitze stellt. Gesellschaften entscheiden sich zu ihnen unter dem Druck der Beklommenheit beziehungsweise dem der Betretenheit, das heißt, sie versuchen sich an ihre Situation anzupassen, welche in der Ausgeliefertheit an eine unkontrollierbare Umwelt oder in der Bindung an unabänderliche Lebensvoraussetzungen besteht, denn die Unantastbarkeit verspricht (eingeschränkte) Selbständigkeit und die Selbstbehauptung den Erfolg der Buße. Selbstbehauptung und Unantastbarkeit sind also Verteidigungsmechanismen, welche desto unbedingter ergriffen werden, je größer die Not erscheint, und welche dabei helfen sollen, die Würdigkeit für die menschliche Freiheit wiederzuerlangen.

Allerdings liegt in ihnen auch ein konservierender Zug, und was dem Einzelnen hülfe, hilft ihm in Gesellschaft oftmals nicht, denn die Möglichkeiten, welche der Einzelne für sich gewinnt, kann ihm die Gesellschaft wieder nehmen, indem etwa die das Streben nach Unantastbarkeit krönende Handlungsfreiheit hierarchische Voraussetzungen hat, welche diese just in der entscheidenden Richtung begrenzen, oder die Wettmachung des Makels in der Selbstbehauptung selbst zu einem unkontrollierbaren Umwelteinfluß für andere wird, so daß die Gesellschaft insgesamt immer tiefer in den Bedingungen ihres internen Wettstreits versinkt - eine Gefahr, vor welcher uns das Tao warnt.

Daneben gibt es die psychologischen Verstetigungen, die Selbstherrlichkeit bei der Unantastbarkeit und die Bestialität, das tierische Freiheitsverständnis, bei der Selbstbehauptung - offenbar die zentrale Gefahr in Jackson's Augen in Anbetracht seiner Darstellung der Orks.

Zugleich aber steckt auch eine Not in Selbstbehauptung und Unantastbarkeit, nämlich die der Entfremdung vom menschlichen Freiheitsverständnis, seine Lebensverhältnisse selbst zu bestimmen. Und diese Not treibt zur Selbstgefälligkeit zurück, und desto unbedingter, je weniger ein Mensch seine Lebensverhältnisse noch bestimmt.

Hierin besteht also die Chance zu Neuanfängen und Revisionen und zugleich zu langfristigen Entwicklungen, indem Beispiele des Schönen gesellschaftliche Akzeptanz erlangen.

Labels: , , , , , , , , , ,