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1. Februar 2016

Das Merkmal der Freien

Nehmen wir an, wir bräuchten uns nur einen Tag Zeit nehmen, um einen Menschen hinreichend gut kennenzulernen.

Nehmen wir weiterhin an, dies wäre uns am wichtigsten in unserem Leben, so daß wir es in seiner Gänze diesem Zweck widmeten.

Eine einfache Rechnung zeigt uns dann, daß kein Mensch mehr als 30 000 Menschen gut kennen kann, und realistischerweise müßten wir eine weit geringere Zahl guter Bekannter annehmen.

Im Klartext, eine Kleinstadt mit 20 000 Einwohnern ist bereits ein Pool, in welchem diese wie Fische in kleinen Gruppen schwimmen, durch die Grenzen der menschlichen Aufnahmefähigkeit von ihresgleichen getrennt, so daß ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, als dieses Me(e/h)r als ein abstraktes Etwas aufzufassen, welchem sie durch diverse Klassifizierungen Herr zu werden versuchen, aber selbstverständlich nie Herr werden.

Die Masse der Menschen bleibt genau wie die Welt stets unerkannt, erscheint uns einmal so und ein andermal anders, je nachdem worauf sich unser Blick gerade richtet. Es kann nicht anders sein.

Wenn wir die bunten Bilder, welche auf die Innenseite unserer Scheuklappen gemalt sind, mit ihnen zusammen einmal wegnähmen, was bliebe?

So wie es steht: die Herrschaft, welcher die Unbekannten unterworfen sind. Das ist die einzige Auskunft: der Rahmen, in welchem Beschwerde gegen einen dieser Unbekannten eingelegt werden kann, ist bekannt.

Was könnte darüberhinaus bleiben?

Wozu sie sich selbst verpflichten, aus ihrer eigenen, individuellen Entscheidung heraus. Wahlen sind selbstverständlich in erster Linie deswegen geheim, damit nichts aus dieser Sphäre an die Öffentlichkeit gelangt. Könnten konkrete Entscheidungen mit konkreten Gruppen in Zusammenhang gebracht werden, so wären direkte Verhandlungen zwischen diesen Gruppen möglich, die Öffentlichkeit gewänne nicht nur ein Bild von, sondern auch einen außerparlamentarischen Umgang mit sich selbst, und ebenso wie dieses auf Entscheidungsfakten basierende Bild der unsubstantiierten Dichterei in die Quere käme, untergrübe der außerparlamentarische Umgang die Fähigkeit der Parteien, ihre Lager über einzelne Punkte an sich zu binden, indem diese sich nämlich in diesen Punkten unter einander einigten, wenn sie das Gefühl hätten, daß diese Punkte ablenken sollen.

Aber Wahlen sind selbstverständlich nur ein peripherer Punkt bei dieser Betrachtung. Der zentrale Aspekt ist dieser:
Einen Freien beurteile ich danach, zu was er sich verpflichtet, einen Sklaven danach, was ihm sein Herr erlaubt.
Das gilt es bei jeder Ordnung der Gesellschaft zu berücksichtigen.

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