Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

2. Juli 2017

Zur Kultivierung des eigenen Gefallens

Die Trägheit der Gewohnheit läßt uns uns selbst ins Mißfallen fügen, und so kommt es, daß wir gut daran tun, unser Gefallen zu kultivieren, das heißt uns rituell unseres Gefallens, unseres Glück, unserer Wertschätzung, unseres Stolzes und unserer Liebe, zu vergewissern, doch um dies im rechten Verhältnis zu tun, müssen wir zunächst verstehen, was wir dadurch erreichen.

Ich habe im vorigen Beitrag den Gedanken entwickelt, daß die Kultivierung unserer Wertschätzung, unseres Mögens, dafür verantwortlich ist, das Interesse an der zweckmäßigen Einrichtung unseres Lebens wachzuhalten, aus welchem insbesondere der autonome öffentliche Gedankenaustausch entspringt, welcher uns im Phänomen der Prominenz begegnet.

Und noch leichter ist einzusehen, daß die Kultivierung des Stolzes dafür verantwortlich ist, die eigenen materiellen Einrichtungen in Schuß zu halten, wobei der Grad, zu welchem die Kultivierung des Stolzes bewußt als solche betrieben wird, sich stark unterscheiden kann: Der eine ist mit einer frisch gestrichenen Fassade zufrieden, der andere erst mit einem Atombunker.

Bleiben Lust und Sorge, Glück und Liebe.

Die Kultivierung der Liebe ist dafür verantwortlich, seinen Prinzipien treu zu bleiben, und damit wesentlicher Bestandteil einer freien, das heißt die Überzeugungen des Einzelnen respektierenden, Gesellschaft, denn diese Berücksichtigung gibt es nur um den Preis des Beistandes Gleichgesinnter, welchen selbst es nur bei persönlich anzutreffendem Idealismus gibt.

Ob ein so genannter Idealist tatsächlich ein solcher ist, läßt sich noch stets daran ablesen, zu welchem Grad er zum persönlichen Opfer bereit ist und zu welchem Grad er die Auffassung des Idealen Anderer als seiner grundsätzlich gleichberechtigt ehrt.

Und die Kultivierung des Glücks schließlich ist für die Stärkung des eigenen Selbstvertrauens verantwortlich, um nicht zu sagen, für die Aufblähung des eigenen Egos.

Aufblähung ist dabei ein recht treffend gewählter Begriff, denn einem Ballone gleich verliert der Betroffene die Gravitas, um seine feiner empfindenden Gefallen zu ehren, und so gebietet es die Liebe zur eigenen seelischen Beschaffenheit, das Glück nur im strengen Maß zu kultivieren.

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