Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

25. September 2017

Durch Pflicht bedacht.

Während ich Hoffnung und Geborgenheit gut kenne, habe ich in meinem Leben nur selten Bedachtheit verspürt, aber heute riefen mir die tiefstehende Sonne und der Tau auf den Wiesen dieses Gefühl wieder in Erinnerung: Es war, als ich das Vieh mithalf, für den Winter in den Stall zu treiben, ich fühlte mich bedacht, weil ich das Gefühl hatte, an einer generationenüberspannenden Pflicht teilzunehmen, für welche ich dereinst einmal selbst die Verantwortung tragen würde.

Unterschiedliche Menschen wähnen sich in unterschiedlichen Zusammenhängen bedacht. Ich für meinen Teil glaube, daß an mir hängenbleiben wird, was kein anderer tun mag, also daß ich, wenn es irgendwo eine unangenehme Pflicht gibt, schon irgendwann an die Reihe kommen werde.

Mein Wahlspruch in dieser Angelegenheit lautet: Jemand muß ja dafür Sorge tragen, daß es weitergeht, denn die Rücksichtslosigkeit der Meisten bringt die fernere Aussicht noch zu jeder Zeit in Gefahr.

Schritt für Schritt dreht sich das Zahnrad des Gesetzes knirschend weiter in die Welt hinein, und auf der gegenwärtigen Strecke ist mein Geist neu erwacht, eine Pflicht zeichnet sich ab, und wie Missionare werden meinesgleichen unter die Heiden gehen, nicht unter Kutte und Keuschheitsgelübde, sondern in bescheidener Beschränkung auf das Wesentliche: die Grundlagen des mit gewissen, wohlbekannten und selbstverständlich vorausgesetzten, Standards ausgestatteten Zusammenlebens.

Was auch immer der Grund dafür ist, aber die vormalige hochtechnisierte Tradition ist zersplissen, Techniken haben sich unabhängig von einander weiterentwickelt und ihren logischen Bezug auf einander verloren. In den Zustand dieser Lähmung sind alternative, weniger gesellschaftliche Bereiche und Interessen umfassende Leitbilder eingedrungen, das Primat der Wirtschaft, der Islam, die organisierte Fürsorglichkeit. Keinem von ihnen geht es um die Gesellschaft als Ganzes, jedenfalls nicht in der Form, in welcher sie heute besteht, und also führen sie allesamt zur Ausbeutung der jeweils Ausgeblendeten.

Und da es kein Zurück zum alten kulturellen Wohlstand gibt, liegt die Verantwortung für die zukünftigen kulturellen Verhältnisse in den Händen jener, welche sich auf der Grundlage der kulturellen Selbstverständlichkeiten neu organisieren. Dieses ist banal, und seine Offensichtlichkeit wird mit jedem weiteren Schritt des Zahnrads des Gesetzes zunehmen, bis jene, welche sich heute im Rahmen dieser Pflicht bedacht fühlen, schließlich mit der Regierung betraut sein werden.

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