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22. September 2018

Die Verfaßtheit des Westens

Die tragenden Institutionen des Westens sind Schule, Kirche, Medien, Politik und Banken, wobei es mir in diesem Beitrag nicht um die spezifischen Gesetzmäßigkeiten von Parteien geht; darüber habe ich an anderer Stelle geschrieben.

Betrachten wir zunächst die Aufgaben dieser Institutionen. Neben der Entwicklung von fachlicher Kompetenz kümmern sich Schulen gleich Kirchen darum, Formen, sich gesellschaftlich einzusetzen, zu predigen. Dies ist im Hinblick auf das Alter der Schüler und der Notwendigkeit, sie zu motivieren, unvermeidlich.

Indem Medien über das Tagesgeschehen berichten, formen sie die Erwartungen ihrer Leser. Auch dies ist unvermeidlich.

Indem die Politik Gesetz erläßt, gestaltet sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Landes, einschließlich des Einsatzes des Militärs.

Indem Banken Kredite gewähren, beeinflussen sie das Machtgleichgewicht zwischen Besitz und Kreditwürdigkeit, wobei diese beiden selbstverständlich nie unabhängig von einander sind, die Höhe des Zinses aber bestimmt, wieviel Macht mit Besitz verbunden ist.

Wir blicken also auf diese vier Dimensionen:
  1. persönlicher Einsatz,
  2. Erwartungsformung,
  3. internationale Koordination der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einschließlich des Einsatzes militärischer Mittel und
  4. Kapitalentwertung durch Niedrigzinssubvention.
Die jeweiligen Extreme dieser Dimensionen sind die folgenden:
  1. verpflichtet - unternehmerisch,
  2. programmatisch - perspektivisch,
  3. kungelnd - freimütig und
  4. kapitalentwertend - kapitalerhaltend.
Die Verfaßtheit des Westens nun wird in allen vier Fällen durch das erstgenannte Extrem beschrieben.

Gehen wir dies kurz durch. Sowohl Schulen als auch Kirchen betonen klar die Verpflichtetheit des Bürgers gegenüber seinen unternehmerischen Möglichkeiten.

Die Medien schreiben keineswegs aus ihrem speziellen Blickwinkel heraus, sondern befolgen ein klares Programm zur Formung dessen, was ihre Leser für möglich und was sie für unmöglich zu halten haben. So sollen die Leser der Basler Zeitung etwa es sowohl für unmöglich halten, daß Donald Trump in den Vereinigten Staaten Beliebtheitspunkte sammelt, als auch, daß das Vereinigte Königreich nach dem Brexit prosperiert. Die entsprechenden Artikel scheinen dabei angesichts ihrer Monotonie vom Fließband zu kommen.

Die Staaten des Westens decken ihre Wirtschaftspolitik durch Angleichung der Druckgeschwindigkeiten ihrer Notenpressen und den Einsatz militärischer Mittel durch Anerkennung der Befunde ihrer Geheimdienste, wobei Merkel die Briten in Sicherheitsfragen nur deshalb zu den Guten zählt, weil sie weiß, daß sie andernfalls einen auf den Deckel kriegen würde.

Eine Fiatwährung ist per se kapitalentwertend.

International kungelnd und national kapitalentwertend erzeugt ein spezifisches ethisches Klima, welches ich im Beitrag The last swing of the pendulum umriß: zunächst Gelegenheiten schaffend, schließlich in Korruption versinkend.

Interessanterweise hatten die Engländer in den 1950er Jahren ein sehr feines Gespür dafür, in welche Richtung sich der Wind der Zeit drehte. Der Hinweis auf Alec Guinness' und Terry-Thomas' Filmographie genügt mir, insbesondere auf diese vier Filme:
Und heute bricht die letzte welthistorische Sekunde dieser Krankheit an, und bei aller Furcht sollte man sich doch fragen, ob es wohl schlecht sein kann, wenn sich die Dinge in Richtung unternehmerisch, perspektivisch, freimütig und kapitalerhaltend entwickeln, wobei ich perspektivisch und freimütig für ihren Gegensätzen kategorisch überlegen halte und unternehmerisch und kapitalerhaltend für den ihren gleichrangig.

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