Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

21. November 2018

Die beiden Formen der Selbstverliebtheit

Ich mag es nicht, wenn Wörter verdreht werden. Michael Klonovsky nennt Peter Sloterdijk eitel. Jemand, der wie Sloterdijk rumläuft, ist nicht eitel. Nur weil sich jemand für den Größten hält, muß er noch lange nicht eitel sein. Er mag eitel sein, aber er muß es nicht.

Der Eitle erträgt die Verletzung seines Selbstbilds nicht, sei's durch graue Haare, Falten oder durch ein schlechtes Abschneiden in einem Wettkampf. Er verlangt, daß er sei, das heißt, er weigert sich, die Früchte seines Lebens anzunehmen. Wird er mit ihnen konfrontiert, so versucht er, sie zu unterdrücken, wohingegen der Selbstgefällige sie sich schönredet.

Mit anderen Worten ist der Eitle ein kämpferischer Selbstverliebter und der Selbstgefällige ein ignoranter, doch nicht jeder Kampf ist eitel und nicht jedes Verkennen selbstgefällig, sondern nur jene, welche die eigene, faktenbasierte Bewertung betreffen, welche nicht hinzunehmen selbstverliebt ist, woraus die Unfähigkeit zur eigenen Besserung entspringt.

Daß die Bewertung faktenbasiert ist heißt, daß die Wahrheitsliebe es erfordert, sie hinzunehmen. Eine Änderung der Bewertung durch Besserung, also der ihr zu Grunde liegenden Fakten, bedeutet nicht, die Bewertung nicht hinzunehmen, sondern es bedeutet, das Fortbestehen ihrer Basis nicht ohne Kampf hinzunehmen.

Ich halte Peter Sloterdijk noch nicht einmal in irgendeinem wesentlichen Punkt für selbstverliebt, also einem, der Besserung erforderte. Aber als Salvador Dali für einen Augenblick die Grenzen überschritt, welche den Menschen gesetzt sind, war er durchaus für eine Sekunde eitel. Freilich, Selbstverliebtheit ist nur dann eine Sünde zum Tode, wenn sie anhält.

Labels: , , , ,