Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

15. Oktober 2019

Aktive und passive Spiritualität

Entweder wir betreiben die Entwicklung unserer Seele aktiv, oder wir lassen uns prägen.

Die aktive Entwicklung besteht darin, die eigenen spirituellen Ahnungen zurückzuverfolgen, das heißt sie zu verfolgen und auf eine grundlegende spirituelle Ordnung zurückzuführen. Ich tue es hier auf diesem Blog unter dem Label Metaphysik.

Und die passive Prägung geschieht dadurch, daß unsere Seele von Vorbildern ergriffen wird. Vorbildlich erscheinen einer Seele andere Seelen aber auf vier Weisen, nämlich als vorbildliche Lust, vorbildliche Achtung, vorbildliche Sorge und vorbildliche Wahl, mit anderen Worten nach demselben Schema, welches auch die moralischen Defizite aus Schwäche oder Bosheit ordnet.

Die Form der Ergriffenheit von vorbildlicher
  • Lust ist die Verzückung (etwa durch jungfräuliche Reinheit, Weihrauch),
  • von vorbildlicher Achtung die Rührung,
  • von vorbildlicher Sorge das Erstaunen und
  • von vorbildlicher Wahl die Bewunderung (insbesondere der Selbstüberwindung).
Ich bin auf dieses Thema gestoßen, weil ich gerade Frank Herbert's Dune lese. Lynch's Film ist starr und spirituell steril, aber ich verzeihe ihm das als Pantomime spiritueller Wesentlichkeit. Herbert's Buch hingegen fängt das spirituell Wesentliche nicht ein, sondern stützt sich auf die Darstellung von Ergriffenheit. Diese Abänderung muß man Lynch also hoch anrechnen.

Aber Herbert reiht sich dadurch in die zeitgenössischen Modereligionen ein, welche auch alle auf die Ergriffenheit setzen, meistens als Formen der Abwendung von der jüdisch-christlichen Uncoolheit. Darüber kann ich als aktiver Entwickler meiner Seele natürlich nur lachen: Wieso sollte es mich stören, wenn jemand vor mehreren tausend Jahren seine spirituellen Erfahrungen auf ähnliche Weise gedeutet hat wie ich meine? Wo die passiv Geprägten stets auf der Jagd nach dem rechten Schwung sind, ruhe ich in meinem Glauben.

Labels: , , , , , , , , ,