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31. Oktober 2019

Himmel und Erde der drei Zeitalter

Ich schrieb bereits Beiträge zu diesem Thema. Es ist aber wichtig, die jüngst entwickelten Ordnungsschemata mit der Substanz meiner philosophischen Bemühungen aufzufüllen.

Die im vorigen Beitrag beschriebenen Komponenten des Glaubens sind zugleich Zugänge zum Heiligen. Der Sitz des Heiligen ist der Himmel und aus dem Antrieb zum Heiligen entspringen die Mühen der Erde.

Je nachdem, welche Ehrbarkeit den Vorrang hat, können wir von
  • einem Himmel der Rechtschaffenheit,
  • einem Himmel der Verbundenheit oder
  • einem Himmel des Friedens
sprechen, und ebenso je nachdem, welche Mühen auf der Erde vorherrschen, von
  • einer Erde der Bedeutung,
  • einer Erde der Dringlichkeit oder
  • einer Erde der Sinnhaftigkeit.
Von den drei Teilen des Gesetzes, des Weges und des Schicksals nimmt jedes Zeitalter einen Teil als Basis, einen Teil zur irdischen Mühe und einen Teil als Himmel. Genauer gesagt gilt:
  • Zeitalter der Wacht: Basis der Berufenheit, Erde der Sinnhaftigkeit, Himmel der Rechtschaffenheit,
  • Zeitalter der Werke: Basis der Eingeholtheit, Erde der Bedeutung, Himmel der Verbundenheit,
  • Zeitalter der Wunder: Basis des Wagemuts, Erde der Dringllichkeit, Himmel des Friedens.
Die Basis beschreibt dabei stets dasjenige, was sich im entsprechenden Zeitalter nicht ändert, weil es als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Genauer gesagt ergibt sich
  • die Konstanz der Berufenheit aus der Anerkennung,
  • die Konstanz der Eingeholtheit aus dem Vertrauen und
  • die Konstanz des Wagemuts aus dem Einverständnis.
Nur damit es nicht zu Mißverständnissen kommt, sei aber noch eigens darauf hingewiesen, daß auf
  • der Erde der Sinnhaftigkeit die Eingeholtheit vorherrscht (Betretenheit),
  • der Erde der Bedeutung die Berufenheit vorherrscht (Beklommenheit) und
  • der Erde der Dringlichkeit der Wagemut vorherrscht (Besessenheit).
Jedes Zeitalter wird seiner Erde gemäß angetrieben und respektiert seine Basis, und so ergibt es sich, daß
  • im Zeitalter der Wacht Sinn und Dringlichkeit aufgenommen werden, Bedeutung aber nicht,
  • im Zeitalter der Werke Bedeutung und Sinn aufgenommen werden, Dringlichkeit aber nicht, und
  • im Zeitalter der Wunder Dringlichkeit und Bedeutung aufgenommen werden, doch Sinn nicht.
Wie ich im Beitrag Zur Symmetrie der Suggestion schrieb, besteht also die Möglichkeit
  • im Zeitalter der Wacht Gott um Frieden und Verbundenheit anzurufen, aber um Rechtschaffenheit nicht,
  • im Zeitalter der Werke Gott um Rechtschaffenheit und Frieden anzurufen, aber um Verbundenheit nicht, und
  • im Zeitalter der Wunder Gott um Verbundenheit und Rechtschaffenheit anzurufen, aber um Frieden nicht.
An dieser Stelle muß ich allerdings wiederholen, daß jedes Gebet auf Gottes Wohlwollen angewiesen ist, auch wenn es sich um die Anleitung der Welt oder die Hervorrufung transzendenter Verbundenheit handelt. In dem Sinne beten wir also auch in diesen Fällen zu Gott.

Auf das, was einem etwas bedeutet, individuell zu verzichten, kennzeichnet die im Beitrag Die sieben Feuer des Gerichts erwähnte Unterwerfung. Der individuelle Verzicht auf Dringlichkeit kennzeichnet die Enthebung. Und der individuelle Verzicht auf Sinnhaftigkeit kennzeichnet die Auslieferung.

An Stelle der individuellen Angetriebenheit tritt aber das kulturelle Projekt, welches versucht die Erde dem Himmel gemäß anzuleiten. Der Grund, warum im Zeitalter der Wacht Rechtschaffenheit und Bedeutung schließlich sterben, ist, daß die Weisung durch die Bedeutung Stück für Stück durch kulturelle Formeln ersetzt wird, bis es für den Einzelnen unmöglich wird, die Rechtschaffenheit seiner Welt zu denken. Entsprechend verliert das Zeitalter der Werke das der Dringlichkeit Nachkommen bis Verbundenheit undenkbar wird und das Zeitalter der Wunder die Aufnahme der Sinnhaftigkeit bis Frieden undenkbar wird.

Doch läßt sich dies auch genau umgekehrt anschauen:
  • Im Zeitalter der Wacht ist das Bild der himmlischen Rechtschaffenheit zur Anleitung der Welt aufgrund der mangelnden Möglichkeit, Gott in dieser Angelegenheit anzurufen, erforderlich,
  • im Zeitalter der Werke ist das Bild der himmlischen Verbundenheit zur Anleitung der Welt erforderlich und
  • im Zeitalter der Wunder ist das Bild des himmlischen Friedens zur Anleitung der Welt erforderlich.
Damit zusammenhängend bedürfen die Menschen
  • im Zeitalter der Wacht einer deutlich verspürenden Liebe,
  • im Zeitalter der Werke einer deutlich verspürenden Wertschätzung und
  • im Zeitalter der Wunder einer deutlich verspürenden Anteilnahme,
um mit dieser letzteren Bezeichnung Glück und Stolz im weiteren Sinne, also einschließlich der in den sieben Feuern des Gerichts erwähnten Genugtuung und Freude, zusammenzufassen.

Das Bild
  • der himmlischen Rechtschaffenheit wird durch Berufenheit definiert,
  • der himmlischen Verbundenheit durch Eingeholtheit und
  • des himmlischen Friedens durch Wagemut,
und so gewinnt der geforderte Zeitgeist Gefaßtheit und Ehrbarkeit:
  • im Zeitalter der Wacht als Berufenheit und durch die Liebe zum Rechtschaffenen,
  • im Zeitalter der Werke als Eingeholtheit und durch die Wertschätzung des Verbundenen und
  • im Zeitalter der Wunder als Wagemut und durch die Anteilnahme am Frieden.
Doch wird diese Aufgabe im Laufe der Zeit eben immer schwieriger, das Rechtschaffene, Verbundene und der Frieden wird zunehmend formelhaft und substanzlos, und es läßt sich irgendwann nicht mehr sagen, was das Rechtschaffene bedeutsam, die Verbundenheit dringlich und den Frieden sinnhaft macht, denn das den Menschen Bedeutsame, Dringliche und Sinnhafte finden keinen Einlaß mehr in sie.*

Doch so lange sie es tun, entspricht das himmlische Bild den Bildern Christi als
  • Heil'ger Rat,
  • Friedefürst oder
  • Hirte,
in sofern diese sich auf ideale Weise um Rechtschaffenheit, Verbundenheit und Frieden mühen, in einer Welt, welche sich um diese Dinge jeweils gerade nicht müht.

Was nun die Mühe der Welt betrifft, so erfäßt
  • der Berechnende die Sinnhaftigkeit,
  • der Wählerische die Bedeutsamkeit und
  • der Aufmerksame die Dringlichkeit,
wonach
  • der Heil'ge Rat also wählerisch,
  • der Friedefürst aufmerksam und
  • der Hirte berechnend
sein muß, was auch stimmt, und ebenso verdeutlich dies, in wiefern Christus war, ist und kommt, und selbstverständlich auch, wie neue Himmel und Erden werden, wie im Titel dieses Beitrags versprochen.

* Es läßt sich resümieren, daß, wenn die Menschen nicht aufnehmen, Gott zwar auch nicht aufnimmt, dafür aber eine Weile der Zeitgeist, nur daß die unter einem solchen Himmel angeleitete Welt schließlich zu ihrem eigenen Zweck wird.

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