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6. November 2020

Die Spielarten des Stolzes

Wo die Dinge im Fluß sind, empfiehlt es sich, sich darüber klarzuwerden, was fließt.

Welche Form eines Menschen Stolz annimmt, hängt zum einen davon ab, ob er geringachtet oder geringgeachtet wird, und zum anderen davon, ob er beherrscht oder unbeherrscht ist.

Also erhalten wir die folgende Tabelle.


geringachtend geringgeachtet
beherrscht Vortrefflichkeit
(Richard Löwenherz)
Unübertrefflichkeit
(Alexander der Große, Dschingis Khan)
unbeherrscht
Unwiderstehlichkeit
(Attila)
Unbezwingbarkeit
(Mike Tyson)

Traditionell verstehen sich die europäischen Staaten als vortrefflich und die Vereinigten Staaten von Amerika als unübertrefflich, aber es gibt seit einiger Zeit Ablösungserscheinungen in letzteren, angefangen mit moralischer Verblendung (etwa seit dem Ende des Kalten Krieges) und zunehmend auch moralische Bequemlichkeit (G. W. Bush, Obama). Mit anderen Worten driften die Vereinigten Staaten die Vortrefflichkeit bloß touchierend von der Unübertrefflichkeit mehr oder weniger direkt in die Unwiderstehlichkeit.

Es ist ungewiß, ob sich diese Drift fortsetzt. Ohne moralische Aufrüttelung würde sie es aber.

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