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13. Dezember 2021

Aus dem Falschen heraus

Der erste Schritt, sich von einer verhaßten Institution zu lösen, besteht darin, frei von ihr zu werden und den Verzicht auf sie nicht zu fürchten. Und der zweite Schritt besteht darin, ihre Mängel klar zu erkennen, sie zu verwerfen und sich auf die eigene Weise einzurichten.

Ich habe dies angesichts des Meisterwesens erfahren: Gib mir und ich geb' dir. oder eindeutiger Just give me all you've got to give and then perhaps I'll let you live*. Christlich ist es nicht, nicht nur, weil Christus es explizit verboten hat, sondern auch, weil die vorleistungslose Unterstützung der Jugend den Grundstein unserer Kultur bildet. Außerdem fragt sich natürlich auch, was uns überhaupt von Anderen als Gegenleistung gegeben werden kann.

Die Antwort darauf lautet natürlich Macht und Ansehen. Und also ist das Meisterwesen auch heute noch vorzufinden. Da mir Macht und Ansehen hingegen herzlich wenig bedeuten, ist es für mich eine befremdende Institution, also eine, welche mich davon abhält, mich hier auf Erden heimisch zu fühlen.

Allerdings ist das persönliche Meisterwesen heutzutage eine Randerscheinung, welche ich nicht weiter beachten müßte, wenn sie nicht eine wesensgleiche unpersönliche Entsprechung besäße, nämlich in der Nationalökonomie, welcher zu geben ist, um zu erhalten.

Aber wiederum stellt sich die Frage, was sie uns überhaupt zu geben in der Lage ist, und die Antwort lautet dieses Mal tatsächlich: unser eventuelles Überleben.

Und damit haben wir es nun schon seit bald zwei Jahren sehr anschaulich zu tun. Wenn wir das Joch erkennen, welches uns auferlegt ist, und es ablegen, wenn wir damit aufhören, uns einem unpersönlichen Meister auszuliefern, welcher schlimmer als jeder persönliche ist, indem wir uns die Welt vermitteln lassen, anstatt unsere Angelegenheiten selbst zu gestalten, dann kann ich gar hoffen, daß ich in mein Wesen komme, und so wie sich die Dinge gestalten, ist es immerhin denkbar, wiewohl dieser Leib davon wohl nicht viel sehen wird.

* bei Zweifeln am Meister könnte es auch zu Feed me! verkürzt werden.

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