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30. Juli 2023

Die Güte Gottes

Die Güte Gottes zeigt sich auf drei Weisen, nämlich darin, daß
  • sich die Wahrheit zeigt,
  • das Leben eines jeden in ihm angelegt ist und
  • die Gerechtigkeit herrscht,
wobei uns
  • Heiterkeit und Betrübtheit (Modi unreflektierter Freude) darüber Aufschluß geben, ob sich uns die Wahrheit zeigt oder nicht,
  • Ausfüllendheit und Abgeschnittenheit (Modi des Glücks) darüber, ob wir das in uns Angelegte leben oder nicht, und
  • Beschirmtheit und Verdammtheit (Modi des Entzückens) darüber, ob wir der Gerechtigkeit Genüge tun oder nicht.
Es besteht ein enger Zusammenhang zu den Bestürztheiten, insofern sich
  • Beklommenheit in der Betrübtheit zeigt, nicht zu wissen, was man einsetzen kann,
  • Besessenheit in der Abgeschnittenheit vom Freilegen, und
  • Betretenheit in (der milden Form) der Verdammtheit, nichts zum Aufgreifen zu haben.
Außerdem besteht ein enger Zusammenhang zu den Geistern Gottes, insofern
Wie ich im vorigen Beitrag sagte, manifestiert sich das ethische Gesetz, an welches wir glauben, in der Welt. Daß es dabei zu einem gewissen Formenreichtum kommt, liegt an unserer subjektiven Auffassung dieses Gesetzes, denn eigentlich besteht es nur darin, daß die Gerechtigkeit herrscht. Indes, wenn die Gerechtigkeit herrscht, so werden insbesondere Irrtümer berichtigt und wir gemäß unserem Einsatz für die Selbstbestimmtheit mit dem in uns angelegten Leben versehen.

Um unsere subjektive Auffassung zu verstehen, sei darauf hingewiesen, daß Gottes Güte natürliche Gemeinschaften begründet, nämlich
  • die Glaubensgemeinschaft derer, welche daran glauben, daß sich die Wahrheit zeigt, und Heiterkeit und Betrübtheit ehren,
  • die Austauschgemeinschaft derer, welche sich um das in ihnen angelegte Leben bemühen und Ausfüllendheit und Abgeschnittenheit ehren, und
  • die Verfechtungsgemeinschaft derer, welche für die Herrschaft der Gerechtigkeit einstehen und Beschirmtheit und Verdammtheit ehren.
Diese bestehen selbstverständlich wieder aus Gerechten und Meistern, beziehungsweise Bereiten und Treuen oder Tapferen und Barmherzigen. Jetzt ist es allerdings so, daß die sich zeigende Wahrheit das angelegte Leben bestimmt und das angelegte Leben die herrschende Gerechtigkeit, doch daß dies einem Austauschenden oder Verfechter nicht unbedingt bewußt ist.

Betrachten wir beispielsweise den Austausch im Bemühen um das angelegte Leben. Allgemein gilt, daß die Ausfüllung gesucht und die Abgeschnittenheit gemieden wird, aber den einen ist die Ausfüllung nur Lebendigkeit, während sie den andern Klarheit ist, nämlich wenn sie die ihnen gezeigte Wahrheit in ihr wiederfinden. Die einen probieren Haltungen blind durch, um zu sehen, welches Leben aus ihnen sprießt, die andern versuchen, ihre Haltung der Wahrheit anzupassen. Am Anfang des Austauschs steht die ungeordnete Mitteilung von Gedanken, in der Hoffnung, daß sich irgendetwas dadurch verbinde, doch dabei macht es auch einen Unterschied, ob die sich Austauschenden Klarheit suchen oder lediglich Lebendigkeit finden. Das Seltsame ist, daß man bereits auf den ersten Blick erkennt, ob jemand Klarheit sucht oder nicht - die Allermeisten tun es nicht, ich habe in dieser Phase meines Lebens platonische Liebe, wie man es nennt, zu den Wenigen empfunden, welche es taten, wiewohl sich aus den Austauschen nicht viel ergeben hat.

Andere, welche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung bereits weiter fortgeschritten waren und weiterhin Klarheit suchten, habe ich bewundert - doch das waren auch nur zwei, beide Male auf beide Geschlechter verteilt. Die Bewunderten waren wie gesagt beide anämisch, doch die anderen beiden hatten nichts weiter gemeinsam. Das erste Mal ausfüllend in der Rolle des Treuen, wiewohl ich der Rolle des Bereiten damals noch nicht entwachsen war, fühlte ich mich als Lehrer und dann auch später als Vater. Die Rolle des Bereiten hinter mir gelassen habe ich erst, als ich anfing, mich als geistlicher Führer für die gesellschaftliche Stärkung der Klarheit einzusetzen, und ich fühle mich bei der Ausfüllung dieser Rolle wie unter einem Auge stehend.

Ich bin nicht der erste. Supertramp hat ebenfalls die Klarheit gepredigt, also die Idee, das Schlechte in der eigenen Haltung durch das Gute zu ersetzen. The Who sind hingegen seit Tommy in die andere Richtung gegangen und haben den Kampf mit seinen Wunden und Triumphen gerühmt, wobei die Wunden bei ihnen nie heilen.

Das ist eine Tendenz der Versehung, daß die Klarheit durch Ausreißen errettet und die Lebendigkeit schließlich versiegt, in den Worten des Herrn:
So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist besser, daß du zum Leben lahm oder als Krüppel eingehst, denn daß du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das höllische Feuer geworfen. Und so dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn daß du zwei Augen habest und wirst in das höllische Feuer geworfen.
Die andere ist, daß wir zurückgesetzt werden, wenn wir Andere daran zu hindern suchen, das in ihnen Angelegte zu leben,
Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit, so setze dich nicht obenan, daß nicht etwa ein Vornehmerer denn du von ihm geladen sei, und dann komme, der dich und ihn geladen hat, und spreche zu dir: Weiche diesem! und du müssest dann mit Scham untenan sitzen.
oder zu kurz kommen, wenn wir es versäumen, unseren Teil zum Austausch beizutragen:
Welcher ist unter euch, der einen Knecht hat, der ihm pflügt oder das Vieh weidet, wenn er heimkommt vom Felde, daß er ihm alsbald sage: Gehe alsbald hin und setze dich zu Tische? Ist's nicht also, daß er zu ihm sagt: Richte zu, was ich zum Abend esse, schürze dich und diene mir, bis ich esse und trinke; darnach sollst du auch essen und trinken? Dankt er auch dem Knechte, daß er getan hat, was ihm befohlen war? Ich meine es nicht. Also auch ihr; wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.
Bleiben also die Formen der Berichtigung. Eine Berichtigung erscheint jenen, welchen
  • das sich Zeigen der Wahrheit bewußt ist als Wink,
  • nur das angelegte Leben und die Herrschaft der Gerechtigkeit bewußt sind als Überholung und
  • nur die Herrschaft der Gerechtigkeit bewußt ist als Perspektivenwechsel,
Überholung im Sinne überholter Ansichten, und bei einem Wink handelt es sich um
  • eine Ironie, wenn wir etwas unbekümmert annahmen, und
  • eine Ermunterung, wenn wir es bekümmert taten.
Nach dieser Erklärung erscheint es vielleicht etwas irre, wenn ich sage, ich hätte in meinem Leben nur vier Menschen getroffen, welchen es um Klarheit geht, da ja doch wohl mehr als vier Menschen Ironien verstanden haben sollten, und es auch haben!, aber bei den übrigen lag schlicht nicht die Bemühung um das in ihnen angelegte Leben vor - etwas, wofür ich niemanden schuldig sprechen mag, also daß er sein Leben leicht nimmt, weil es ihm so erscheint. Nur seine Träume verraten sollte man nicht, und auch nicht seine Befürchtungen.

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