Michael und seine Engel versus den Drachen und seine Engel
Die geteilte Haltung, um welche es der Verständigung geht, besteht zum einen aus einem Verständigungsrahmen, welcher die Verständigung über neue Behandlungsweisen ermöglicht, und zum anderen, um es möglichst platt zu sagen, aus Gemeinplätzen, über welche sich bereits verständigt wurde.
Wie ich im vorletzten Beitrag schrieb, ist der politisch bestimmende Gemeinplatz unserer Zeit: It's the economy, stupid!, was die vorrangige Bedeutung effizienter Arbeit für das Gemeinwohl ausdrückt und dem marxistischen Materialismus im speziellen und dem physikalischen im allgemeinen entspringt.
Wie ich dort ebenfalls schrieb, sehe ich die Sache heute anders, da das Gemeinwohl durch die Effizienz zunehmend stärker als durch die Ineffizienz bedroht wird, und deshalb wirke ich auf zweierlei Weisen darauf hin, unser kulturelles Verständnis auszudehnen, nämlich zum einen auf die prometheische, welche Stäben Wissen überläßt, damit sie durch dessen Verwirklichung das Spiel ändern, und sie also in gewissem Sinne für dieses neue Spiel aufstellt, und zum anderen, indem ich Schulen Wissen vorstelle, welches es ihnen ermöglicht, ihnen genehme Entwicklungen in diesem neuen Spiel zu wählen, wobei aufstellen und vorstellen der folgenden Trinität entspringen:
Diese haltungsexpandierenden Bemühungen stoßen aber scheinbar nicht überall auf Gegenliebe, wie es sich in den gegenwärtigen Reduktionsbemühungen darstellt, welche darauf beruhen, die Vertrauensfrage zu stellen, nach dem Muster: Wenn du diesem Gemeinplatz vertraust, mußt du nach ihm handeln und auf den Verständigungsrahmen zu seiner möglichen Verbesserung verzichten, da eine tragende These nicht durch ihre Antithese aufgehoben werden darf, um zu einer nur theoretisch möglichen Synthese zu gelangen.
Freilich ist es so, daß wir in der Tat bisweilen Haltungen vertrauen müssen, aber in der jüngeren Vergangenheit wurde uns die Vertrauensfrage wiederholt aufgezwungen, um uns daran zu hindern, uns über mögliche Differenzen zu verständigen.
Der Gemeinplatz, welcher bei der Coronabekämpfung bemüht wurde, war der physikalische Materialismus selbst: Du bist eine Maschine, Ärzte sind Mechaniker, und sie werden dich so einstellen, daß du in Coronaluft weiterhin richtig funktionierst. Wie sich allerdings gezeigt hat, wurden Wirksamkeit und Akkuratheit der Einstellung überschätzt, und auch wenn es das erklärte Ziel unserer Regierung war, haben wir unseren zivilen Verständigungsrahmen nicht aufgegeben, sondern stattdessen den Schluß gezogen, daß unsere Autoritäten Windbeutel sind.
Kaum war es allerdings so weit gekommen, als Rußland aus einer militärischen Übung den Ernstfall machte, und unsere Windbeutel anfingen, sich möglichst weit von jeder empirischen Betrachtung des Krieges im allgemeinen und des Ukrainekriegs im besonderen zu entfernen und uns stattdessen mit Sympathiebekundungen und kulturellen Affirmationen zu überfluten und unter der Hand darüber zu jauchzen, daß Deutschland nun endlich einmal auf der Seite des größten Machtblocks auf Erden stehe.
Was werden wir dieses Mal lernen? Daß unsere Regierung weder aus großen Militärstrategen, noch Diplomaten besteht? Nein, lernen werden wir wohl, daß die internationalen Interessenlagen weit komplizierter sind, als wir es uns gedacht haben. Wieder sind wir aufgerufen, der Macht zu vertrauen, nicht der Ärzte über unsere Körper, sondern unserer Waffen über jene des Gegners. Wieder wird uns ausgeredet, auf anderes zu hören, und wieder wird es anderes sein, was die Lage am Ende rettet. Nicht daß es falsch wäre, Angreifern einen Preis abzuverlangen, aber hat Rußland etwa angegriffen, weil es 2022 besonders einfach war? Der kollektive Westen ist kein Machttresor, welcher den Schwärmereien von Teenagern offensteht, denn daß er es täte, ist ja die Behauptung. In Wirklichkeit aber werden Offerten gemacht und Strafen verhängt, wenn sie zurückgewiesen werden, gerade wie es die Mafia tut, und die Zivilgesellschaft wird auch dieses Mal ihren Kopf behalten und am Ende das militärische 1 x 1 zur Sprache bringen.
Und danach, danach erst, werden die Menschen wieder verstehen, daß es nicht genügt, sich ein Modell erklären zu lassen, um sich zu verständigen, sondern daß es nötig ist, sich über verschiedene intellektuelle Herangehensweisen auszutauschen.
Wenn der Expansion unserer Haltung durch reduktionistische Tendenzen begegnet wird, so wird das Beste an unserer Haltung, nämlich ihr Verständigungsrahmen, angegriffen, aber auch er wächst, indem er verfolgt wird, auch er wird stärker, wenn er überlebt, und je mehr er das tut, desto leichter wird die Expansion. Wenn der Papst sich hinstellt und sagt, daß es eine Sünde sei, nicht auf das mechanische Können von Ärzten zu vertrauen, kann er sich wahrscheinlich ausrechnen, daß die Chancen, im Menschen mehr als nur eine Maschine zu sehen, dadurch steigen.
Wenn ich aber auf das Ganze blicke, ist unsere geteilte Haltung nur eine Kruste, in welcher einerseits unser ganzer kultureller Schatz liegt, welcher geschändet wird, wenn sie sich verhärtet, indem sie sich dem Ganzen verschließt, und welche andererseits ein im Wesentlichen hilfloses Floß auf einem ungewissen Ozean ist, und nur darauf hoffen kann, einen hinreichenden Begriff von ihm zu erlangen.
Wie ich im vorletzten Beitrag schrieb, ist der politisch bestimmende Gemeinplatz unserer Zeit: It's the economy, stupid!, was die vorrangige Bedeutung effizienter Arbeit für das Gemeinwohl ausdrückt und dem marxistischen Materialismus im speziellen und dem physikalischen im allgemeinen entspringt.
Wie ich dort ebenfalls schrieb, sehe ich die Sache heute anders, da das Gemeinwohl durch die Effizienz zunehmend stärker als durch die Ineffizienz bedroht wird, und deshalb wirke ich auf zweierlei Weisen darauf hin, unser kulturelles Verständnis auszudehnen, nämlich zum einen auf die prometheische, welche Stäben Wissen überläßt, damit sie durch dessen Verwirklichung das Spiel ändern, und sie also in gewissem Sinne für dieses neue Spiel aufstellt, und zum anderen, indem ich Schulen Wissen vorstelle, welches es ihnen ermöglicht, ihnen genehme Entwicklungen in diesem neuen Spiel zu wählen, wobei aufstellen und vorstellen der folgenden Trinität entspringen:
- aufstellen: absichtsvolle Wissensweitergabe an einen Stab,
- vorstellen: absichtsvolle Wissensweitergabe an eine Schule und
- einstellen: absichtsvolle Zugangsweitergabe an eine Clique.
Diese haltungsexpandierenden Bemühungen stoßen aber scheinbar nicht überall auf Gegenliebe, wie es sich in den gegenwärtigen Reduktionsbemühungen darstellt, welche darauf beruhen, die Vertrauensfrage zu stellen, nach dem Muster: Wenn du diesem Gemeinplatz vertraust, mußt du nach ihm handeln und auf den Verständigungsrahmen zu seiner möglichen Verbesserung verzichten, da eine tragende These nicht durch ihre Antithese aufgehoben werden darf, um zu einer nur theoretisch möglichen Synthese zu gelangen.
Freilich ist es so, daß wir in der Tat bisweilen Haltungen vertrauen müssen, aber in der jüngeren Vergangenheit wurde uns die Vertrauensfrage wiederholt aufgezwungen, um uns daran zu hindern, uns über mögliche Differenzen zu verständigen.
Der Gemeinplatz, welcher bei der Coronabekämpfung bemüht wurde, war der physikalische Materialismus selbst: Du bist eine Maschine, Ärzte sind Mechaniker, und sie werden dich so einstellen, daß du in Coronaluft weiterhin richtig funktionierst. Wie sich allerdings gezeigt hat, wurden Wirksamkeit und Akkuratheit der Einstellung überschätzt, und auch wenn es das erklärte Ziel unserer Regierung war, haben wir unseren zivilen Verständigungsrahmen nicht aufgegeben, sondern stattdessen den Schluß gezogen, daß unsere Autoritäten Windbeutel sind.
Kaum war es allerdings so weit gekommen, als Rußland aus einer militärischen Übung den Ernstfall machte, und unsere Windbeutel anfingen, sich möglichst weit von jeder empirischen Betrachtung des Krieges im allgemeinen und des Ukrainekriegs im besonderen zu entfernen und uns stattdessen mit Sympathiebekundungen und kulturellen Affirmationen zu überfluten und unter der Hand darüber zu jauchzen, daß Deutschland nun endlich einmal auf der Seite des größten Machtblocks auf Erden stehe.
Was werden wir dieses Mal lernen? Daß unsere Regierung weder aus großen Militärstrategen, noch Diplomaten besteht? Nein, lernen werden wir wohl, daß die internationalen Interessenlagen weit komplizierter sind, als wir es uns gedacht haben. Wieder sind wir aufgerufen, der Macht zu vertrauen, nicht der Ärzte über unsere Körper, sondern unserer Waffen über jene des Gegners. Wieder wird uns ausgeredet, auf anderes zu hören, und wieder wird es anderes sein, was die Lage am Ende rettet. Nicht daß es falsch wäre, Angreifern einen Preis abzuverlangen, aber hat Rußland etwa angegriffen, weil es 2022 besonders einfach war? Der kollektive Westen ist kein Machttresor, welcher den Schwärmereien von Teenagern offensteht, denn daß er es täte, ist ja die Behauptung. In Wirklichkeit aber werden Offerten gemacht und Strafen verhängt, wenn sie zurückgewiesen werden, gerade wie es die Mafia tut, und die Zivilgesellschaft wird auch dieses Mal ihren Kopf behalten und am Ende das militärische 1 x 1 zur Sprache bringen.
Und danach, danach erst, werden die Menschen wieder verstehen, daß es nicht genügt, sich ein Modell erklären zu lassen, um sich zu verständigen, sondern daß es nötig ist, sich über verschiedene intellektuelle Herangehensweisen auszutauschen.
Wenn der Expansion unserer Haltung durch reduktionistische Tendenzen begegnet wird, so wird das Beste an unserer Haltung, nämlich ihr Verständigungsrahmen, angegriffen, aber auch er wächst, indem er verfolgt wird, auch er wird stärker, wenn er überlebt, und je mehr er das tut, desto leichter wird die Expansion. Wenn der Papst sich hinstellt und sagt, daß es eine Sünde sei, nicht auf das mechanische Können von Ärzten zu vertrauen, kann er sich wahrscheinlich ausrechnen, daß die Chancen, im Menschen mehr als nur eine Maschine zu sehen, dadurch steigen.
Wenn ich aber auf das Ganze blicke, ist unsere geteilte Haltung nur eine Kruste, in welcher einerseits unser ganzer kultureller Schatz liegt, welcher geschändet wird, wenn sie sich verhärtet, indem sie sich dem Ganzen verschließt, und welche andererseits ein im Wesentlichen hilfloses Floß auf einem ungewissen Ozean ist, und nur darauf hoffen kann, einen hinreichenden Begriff von ihm zu erlangen.
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