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10. März 2016

Würde, Anbahnung und Milde

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Ich hatte Würde als die Ansprechbarkeit definiert, welche entsteht, wenn ein Mensch seinen eigenen Fragen nachgehen kann. Und es ist durchaus folgerichtig, sie somit als eine Station auf dem eigenen Schicksalsweg zu betrachten, welche erst einmal erreicht sein will, denn voraussetzungslos können wir unser Schicksal nicht verfolgen, unseren eigenen Fragen nicht nachgehen.

Muße ist dabei der Freiraum, welcher uns gelassen wird, um auf die Stimmungen zu hören, durch welche sich unser Geschick offenbart.

Würde ist somit zugleich die Reife der Selbständigkeit und der Geselligkeit, denn die Schicksalsfäden der Menschen sind alle Zeit mit einander verflochten.

Und deshalb geht Würde auch stets mit der Anbahnung von gesellschaftlichen Lawinen einher, um die sich ausbreitende Auswirkung des menschlichen Verbindens einmal so zu nennen.

Diese Anbahnung wiederum mag erwartet werden, und wer sie erwartet ist mild gestimmt, großzügig gegen jeden, schwer zu erschüttern, schaudernd auf die Aussicht blickend, sich in Händel zu verwickeln und dadurch die eigene Würde zu verlieren. Meist wird das Gefühl Verliebtheit genannt, und meist ist es Verliebtheit, aber doch nicht immer, und was geht an Deutlichkeit verloren, wenn der Verliebte seltsam mild genannt wird?

Es ist nur ein Spezialfall der Sorge um die Anbahnung von gesellschaftlichen Beziehungen, welche man seinem Schicksal zu schulden meint. Der Unterschied zwischen Auslieferung und Überlassung besteht darin, daß die Auslieferung die Konfrontation sucht, während die Überlassung sie auf sich zukommen läßt. Einstweilen aber bleibt noch Zeit.

Nun, des Menschen Geduld ist nicht grenzenlos, und die Einsicht schläft nicht, was das eigene Geschick sonst noch erfordert, aber für eine Weile macht uns die Milde umgänglich und gehört somit der Tafel der geschickoffenbarenden Stimmungen zugesellt.

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