Bereitschaftsbeitrag

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24. März 2013

Zum internationalen wirtschaftlichen Wettbewerb

Wenn Nationen obsolet werden, dann wird natürlich auch die Internationalität obsolet, doch dieser Beitrag verfolgt eine grundsätzliche, situationsunabhängige Fragestellung, nämlich ob das innernationale oder das internationale Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich bedenklicher ist.

Ich habe diese Frage in dieser Allgemeinheit schon vor längerer Zeit gestreift, die gestrige Zuspitzung war allerdings auf eine spezielle Situation bezogen, und damit bin nicht recht zufrieden.

Wenn sich die Produktionseffizienz zweier Nationen auseinander bewegt, so wird es für die ineffizientere zunehmend mühsamer, mit der effizienteren Handel zu treiben, und wenn sie ihre eigene Wirtschaft nicht zerstören will, wird sie sie durch Zölle, Verbrauchssteuern oder Lizenzen auf importierte Güter abschotten.

Das Problem damit ist nur, daß diese Maßnahmen ihre Ineffizienz tendentiell perpetuieren und sie auch auf diese Weise immer größere Schwierigkeiten haben wird, notwendige Güter zu importieren.

Nun, es gibt verschiedene Möglichkeiten zu verhinden, daß es also zum Schlimmsten kommt, etwa indem ausländische Investoren mit den eigenen niedrigen Lohnkosten angelockt werden (oder, was auf dasselbe hinausläuft, man damit anfängt, Sklaven zu exportieren) oder auch schlicht dadurch, daß der Zugang zu Rohstoffen gegen gewisse Gegenleistungen garantiert wird, wie es mir in meinem Wirtschaftsentwurf vorschwebt, wobei ich allerdings von autarken Nationen ausgegangen bin, welche dies lediglich intern zu regeln hätten. Nichtsdestotrotz ließe sich eine solche Regelung natürlich auch international treffen.

Wie auch immer, die Geschichte lehrt, daß die wenigsten Gesellschaften direkt durch ihre wirtschaftliche Ineffizienz zerstört wurden, sondern gegebenenfalls mittelbar durch ihre durch sie bedingte Unfähigkeit, sich militärisch zu behaupten.

Das führt aber auf ein anderes Gebiet, nämlich der Frage nach den Voraussetzungen von Frieden, wozu ich mich schon an anderer Stelle ausgelassen habe.

Nein, betrachten wir diesen Punkt als lösbar, etwa indem wir allen Nationen einen beträchtlichen Vorrat an nuklearen Waffen schenken, wiewohl ich dieses Mittel hier nicht fordere. Dann kommt es also schlimmstenfalls in einer international auseinander driftenden Wirtschaft zu perpetuierter Armut und Ausbeutung.

Wie verhält es sich nun aber, wenn Arm und Reich innerhalb eines Staates auseinanderklaffen?

Es gibt hier zwei Unterschiede zur internationalen Situation, der eine ist ein günstiger und der andere ein ungünstiger.

Der günstige Unterschied besteht darin, daß es innerhalb eines Staates leichter ist, dem Gemeinwohl verpflichtete Regeln zu etablieren, schon alleine aus strukturellen Gründen.

Der ungünstige Unterschied besteht darin, daß es für die Armen schwieriger ist, ihrem Wohl verpflichtete Regeln zu etablieren - wiederum aus strukturellen Gründen: Protektionismus ist keine Option.

Das zu erwartende Ergebnis eines innernationalen Auseinander Driftens im Vergleich zu einem internationalen ist also ein zugleich effizienterer und unerbittlicherer Zustand. Und so ist es auch, vielleicht, wenn man es daraufhin ansieht, zuvörderst dadurch bedingt, daß innerhalb eines Staates die Vertragsgültigkeit eine stärkere ist und Vertragsgültigkeit zu Lasten der Regelungsfreiheit geht, so daß man schließlich, selbst wenn man es wollte, keine Rücksicht mehr nehmen kann (Der Kaufmann von Venedig).

Nun, mir ging es hier nur um die Frage, wie sich innernationaler und internationaler wirtschaftlicher Wettbewerb unterscheiden. Mir geht es hier nicht um die Frage, was wohl passieren wird, wenn man wirtschaftlichen Wettbewerb abschafft oder ihn so lange gewähren läßt, bis man ihn schließlich doch dirigieren muß, um die sozialen Mißstände zu lindern, und zwar deswegen nicht, weil das nur in einer Tyrannei möglich ist. Das unterscheided den König vom Tyrannen, daß er (klar abgesteckte) Freiheiten gewährt. (Gut, in überschaubaren Staatswesen besteht die Möglichkeit, Pflichten informell einzufordern und im Gegenzug Solidarität in einem handhabbaren Rahmen zu üben. Die informelle Übereinkunft, diese Regelung nicht zu mißbrauchen, ist aber unabdingbar und kann durch keine formelle Regelung ersetzt werden. In diese Frage spielt natürlich auch die gemeinsame Religiösität im Sinne gemeinsamer gesellschaftlicher Ideale hinein.)

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