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18. März 2013

Sündigen und büßen

Ich knüpfe an den gestrigen Beitrag an, um schließlich auf das heutige Thema zu kommen.

Selbstversändlich sind Johannes' Worte zum Abendmahl nicht als Spott zu lesen, sondern als Warnung: Stopft den Menschen den Glauben nicht Gänsen gleich in den Hals, sondern kümmert euch um ihre niedrigsten Verfehlungen und reinigt sie davon. Dann wird Christus auch zu ihnen kommen, andernfalls mögen sie sich empören.

Die Geste gemeinsamen Brotbrechens ist eine schöne Geste, aber die Oblaten werden quasi in den Hals der Gläubigen gestopft, und das ist auch so beabsichtigt. Es gibt keinen Grund symbolische Handlungen zu entschuldigen, welche für einen Verrat an Christum stehen.

Und auch wenn ich nicht unbedingt davon überzeugt bin, daß gegenseitiges Füße Waschen eine angemessene rituelle Handlung für den Gottesdienst darstellt, da die Gefahr der Profanisierung doch recht groß scheint, stimmt mich doch die Frage bedenklich, was wohl geschehen würde, wenn ein Priester diesen Vorschlag machte: So, Leute, Schuhe und Socken ausziehen, Wasserschüsseln werden gleich durchgereicht.

Nein, natürlich nicht mit jenen Worten, eher mit diesen: Und als Vorbereitung auf das diesjährige Osterfest beginnen wir auch dieses Jahr wieder mit der gegenseitigen Waschung unserer Füße.

Aber so ist es nicht.

Freilich, es gibt die letzte Ölung, aber Jesus hat seinen Jüngern vor seinem nahenden Tod die Füße gewaschen und nicht vor ihrem, obschon der in einigen Fällen auch nicht allzu fern war.

Interessanterweise ist Petri Haltung zu diesen Fragen Johannes bekannt gewesen, eine Haltung, welche interessanterweise konserviert wurde. Es geht um die Ehrfurcht vor dem Göttlichen, es geht darum, sich vor ihm in den Staub werfen zu können. Es geht darum, die Gelegenheit dazu als großes Geschenk zu empfinden. Der strahlende Priester, aus dessen Hand ich Unwürdiger Jesu Leib empfangen darf, ganz meiner Stellung zu Gott bewußt, welche sich also auch szenisch ausdrückt. Wie könnte ich auch anders Teil mit ihm haben, als auf die roheste Weise, daß sich meine Zähne in sein Fleisch schlagen?

Nun, der zweite Satz mag übertrieben sein, aber sicher bin ich mir da nicht, jedenfalls nicht in allen Fällen.

Indes ist dies natürlich keine katholische Erfindung, sondern vielmehr ein Grundverhaltensmuster verzweifelter Menschen. Man sündigt, um büßen zu können, denn in der Buße wenigstens ist man Gott nahe. Ich weiß, wovon ich da spreche, ich habe es seit dem vierten Lebensjahr nicht anders gehalten. Fraglich, ob ich jetzt im vierzigsten noch davon los komme. Aber ich bin sicher, daß es Christus darum ging, daß wir davon los kommen.

Einmal habe ich an einem Ritual teilgenommen, welches, vielleicht unfreiwillig, einer Fußwaschung ähnelte. Es handelte sich um meine Hochzeit. Zur Vermählung mußten wir auf ein weißes Tuch treten, und aus Bequemlichkeit wohl wurde dazu ein weißes Handtuch verwendet. Es stieg ein seltsames Gefühl in mir auf, erreichte allerdings nur meinen Hals, nun, immerhin, aber mein Haupt war damals noch nicht sauber.

Will sagen, ich bin mir sicher, daß mehr Menschen von der Notwendigkeit zu büßen los kämen, wenn es in der Kirche mehr Rituale gäbe, welche der Reinigung dienten.

Bei aller Notwendigkeit, sich gerade um jene zu kümmern, welchen es bisher nicht gelang, halte ich es für verfehlt, wenn sich die Kirche durch ein Ritual definiert, welches für die Kontinuität dieses Mißstandes steht, und diesbezüglich darf man die katholische Kirche auch nicht harmloser machen als sie ist, oftmals hat sie Menschen hinabgezogen und gezwungen zu sündigen, damit sie ihren Platz in ihr fänden. Gelungen, freilich, ist das nie. Nicht, daß diese Menschen immer Heilige gewesen wären, sie haben nur nicht genug gesündigt, um sich in der Sündeninbrunst des Katholizismus wiederzufinden.

Gerne käme ich los, und vielleicht schaffe ich es auch. Es geht um Vertrauen. Indem wir anderen Vertrauen schenken, stärken wir ihr Vertrauen, aber letztlich muß ein jeder aus eigener Kraft stehen, beziehungsweise aus der Kraft seines Glaubens, seiner Verbundenheit mit Gott. Davon handelt Johannes in den Kapiteln 13 bis 17. Und das muß sich eine christliche Gemeinschaft zum Vorbild nehmen, wenn sie in ihrer Nachfolge Christi irgendeinen Erfolg haben will.

Ich schließe mit der Trauer über den vorzeitigen Tod von Menschen, welche sich dieses Stück zu ihrer Beerdigung wünschen.

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