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20. April 2014

Vom Wandel der List im Zykel des Glaubens

List besteht stets darin, einzeln festgefügte Abläufe so in Zusammenhang zu einander zu setzen, daß der Gesamtablauf den eigenen Vorgaben entspricht.

Wichtig an dieser Definition sind die Voraussetzung der List, daß Abläufe festgefügt sind, und ihr dienstbarer Charakter.

Walk without rhythm and we won't attract the worm. It will go to the thumper.

Betrachten wir nun einen bestimmten Glauben in seinen drei Phasen.

In der Phase der Glaubensfindung geht es um die Neufügung elementarer Lebensabläufe. Hört sich widersprüchlich an, ist aber genau so gemeint. Es werden Elemente aus dem Vakuum geschöpft und verankert.

Entsprechend gibt es für die List in dieser Phase nichts zu tun.

In der Phase des Gesellschaftsentwurfs sind diese Elemente indes bereits bekannt, und das Ziel der Überlistung der so Bewegten liegt im gedeihlichen Umgang zwischen ihnen. Andere Listen lassen sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Anschlag bringen, weil erst der geglückte Gesellschaftsentwurf weitere Ablaufgefüge schafft.

In der Phase der Glaubensverkörperung schließlich entstammen die Vorgaben der List materiellen Glaubenszielen.

Die Materie besitzt indes das Problem, daß sie ungeteilt stets nur von einem besessen werden kann, so daß die Verkörperung eines Glaubens stets im Wettbewerb um sie erfolgt, und das wiederum bedeutet, daß das natürliche Ziel der List in dieser Phase konkurrierende Gesellschaften sind.

Selbstverständlich gibt es zu jeder Zeit auch private Listen, welche nicht durch Glauben motiviert sind, aber der Glaube ist stets das Gleichrichtende, das im wörtlichen Sinne Universale.

Die List der dritten Phase ist eine Kollektivlist, die List eines Kollektivs gegen ein anderes. Die List der zweiten Phase ist eine List der Eingeweihten, wiederum im wörtlichen Sinne, eine List jener, welche die Weihe zur Kulturstiftung nach Maßgabe des Glaubens empfangen haben.

Die Reformation hat nicht nur die Bedürfniskultur beflügelt, sondern im Rahmen des Bedürfnisses nach Sicherheit im speziellen auch die Kollektivlist.

In der Sprache des ausgehenden 19ten Jahrhunderts ist die Kollektivlist die Triebfeder des titanischen Zeitalters und die Phase der Glaubensfindung das göttliche, und die nämlichen Vorhersagen, von Jünger und anderen, erfüllen sich gerade.

Es ist wichtig zu verstehen, daß wir uns keinen Gefallen tun, wenn wir versuchen, den Übergang in eine folgende Glaubensphase über Gebühr hinauszuzögern.

Ich hatte im letzten Beitrag unterschwellig zu verstehen gegeben, daß der dialektische Prozeß jeweils nur im Rahmen einer Kultur zu denken und zu urteilen funktionieren kann, daß man der englischen Argumentation, beispielsweise, nur folgen wird, wenn einem das Gekrächze der Mantelmöwe gefällt, und daß der Versuch, einen globalen dialektischen Prozeß ohne nationale Vermittlung anzustoßen, also die Umkehrung der Ereignisse des Turmbaus zu Babel herbeiführen muß: Die hohen Türme haben wir schon, aber sie werden fallen, wenn wir versuchen, eine Einheitssprache zu etablieren.

Dieses ist, im jetzigen Licht, indes nicht unbedingt schlecht, denn es zwingt diejenigen, welche sich in der Spätphase der Glaubensverkörperung befinden, zur Aufgabe der Kollektivlist, da sie gesellschaftlich unfähig geworden sind zu lernen und damit auch, sich zu einigen, so daß sie sich individuell dem Glauben zuwenden müssen.

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