Bereitschaftsbeitrag

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18. April 2014

Von Stäben und Peitschen


Schön getroffen.

Mit einem Stab aufzustampfen ist eine Metapher der Ausgrenzung, der Behauptung dessen, was einem heilig ist, durch die direkte Beziehung auf die Erde ungeachtet dessen, was um einen herum ist.

Trifft es auch irgendwie.

Ich ging spatzieren, durch den Wald, an einem Hof vorbei, immer am Zaun lang, bis er plötzlich aufhörte und links auf einer Anhöhe ein großer Schäferhund saß. Ich nahm mir vorsichtshalber lieber einen Stock.

Als ich aus dem Wald raus war, fühlte ich mich bald etwas seltsam, wie ein alter Mann, der mit jedem Aufsetzen seines Stabes eine Position für heilig erklärt: Und das machet ihr so, und jenes auf jene Weise.

Wahrlich, es stimmt schon, wenn nicht alte Männer mit Stäben aufsetzten und sagten, worin Schönes besteht, gäbe es überhaupt keine Schönheit unter den Menschen.

Man muß den Stab aber auch richtig halten, mit der Spitze zwischen den Ballen von Zeige- und Mittelfinger, ihn auf die Erde setzen, als wolle man auf die entsprechende Stelle zeigen und die Hand so bewegen, als ginge es einem darum, ihr Gewicht durch den Stab zu stützen - also wie sich die Hände von Marionetten bewegen.

Dann stellt sich vielleicht jenes Gefühl ein, jenes Gefühl der Isolation innerhalb einer Glaubenssphäre, welche einen umgibt, verbunden mit der Gewißheit, einzig zu stiften.

Es berauschte mich nicht lang. Hätte ich 49 Enkel, wäre es wohl angemessen, aber die habe ich nicht.

Wenn es aber nicht die eigenen Enkel sind, welche einen umgeben, wie angemessen kann es jemals sein?

Sicherlich angemessener als es gerade für mich ist, aber stets ist es so, daß derjenige, welcher mit dem Stab aufstampft, die übrigen ausschließt, sie von der Transzendenz fernhält.

Und nur wenn alles so eingerichtet ist, daß alles fröhlich in den rechten Bahnen fließt, ist dies gänzlich angemessen.

Heute also gänzlich unangemessen.

Entsprechend traurig wurde ich. Aber man kann einen Stock ja auch peitschend benutzen. Und das ist im Grunde viel besser, denn die peitschende Bewegung schließt die Übrigen ein, indem sie die eigene Agonie auf sie überträgt.

Und so ist der Stock unabhängig von den Umständen eine feine Sache, mal ist er Stab und erhält die Ordnung, mal Peitsche und stülpt sie um.

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