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7. Oktober 2014

Damokles

Als Damokles, einer seiner Bewunderer, ihm im Gespräch seine Auszeichnungen aufzählte, seine Macht, die Zweckmäßigkeit seiner Einrichtungen, die Fülle seines Besitzes, den Glanz seiner Darstellung, und sagte, daß es niemals einen Glücklicheren gegeben hätte, antwortete er: Damokles, da dich dieses Leben verzaubert, möchtest du es selbst probieren und mein Glück prüfen?

Da dieser einwilligte, befahl Dionysios den Mann in einen Baststuhl im Pavillon zu setzen, in der Mitte seines Parks mit Blick auf die Anlagen. Er rief die schönsten und interessantesten Jünglinge herbei, ihn zu unterhalten und ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Es gab einen Swimmingpool, einen Tennis- und einen Golfplatz. Serviert wurden Filet und Hummer. Und Damokles wähnte sich einen Günstling des Glücks.

Doch dann eröffnete Dionysios Damokles, daß das Anwesen von freilaufenden Hunden bewacht wurde, welche darauf abgerichtet waren, jeden unbefugten Eindringling zu zerreißen, und daß er, um seine Befugnis vor ihnen zu beweisen, seinen Nacken fortwährend auf eine bestimmte Weise halten müsse.

Als er das hörte, hatte Damokles keine Augen mehr für die schönen Diener, das Essen und die Anlagen. Lang bat er Dionysios ihn gehen zu lassen, da er nicht weiter glücklich sein wollte.

Die Hunde glauben dabei, gute Menschen zu sein, welche es sich jeden Tag anders überlegen könnten. Einstweilen hingegen zerreißen sie. Eines Tages aber, wenn ihre Herren denken werden, ihnen ihr Menschsein gänzlich ausgetrieben zu haben, werden sie es. Man kann die Menschen nicht erst erniedrigen und dann töten. Sie erniedrigt sehen zu wollen, macht einen selbst verwundbar.

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