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28. Juni 2016

Schicksalsgemeinschaften

Wie der Mensch für sich hütet, opfert und fügt, so hütet, opfert und fügt er auch mit anderen Menschen zusammen, und auf diese Weise erhalten wir die Schicksalsgemeinschaften.

Beginnen wir mit der Fügung. Diese ist entweder auf ein weltliches Werk gerichtet oder eine bestimmte Schulung seiner selbst. Sei angenommen, daß es allen an der Sache Beteiligten um sie selbst geht, so ergeben sich hier die Schicksalsgemeinschaften des Ein- und Abrichtens.

Weiter mit der Opferung. Wesentlich für die Opferung des eigenen Lebens ist der Grad ihrer Bedingtheit. Die äußerste Schicksalsgemeinschaft dieser Art ist die Glaubensgemeinschaft, die innerste die Familie. Eine Gruppe von Menschen, welche ihr Überleben zusammen suchen, oder für was auch immer sie ihr Leben opfern wollen, bildet die Schicksalsgemeinschaft des Kampfes.

Bleibt die Hut. Im Gegensatz zu den übrigen Methoden, mit welchen sich die Wahrnehmung beschäftigt, birgt die Hut das Potential zu einem ausgefeilten System von Schicksalsgemeinschaften, indem sie die Menschen, welchen das Wohlgehen einer bestimmten Sache besonders am Herzen liegt, zusammenführt. Indes bilden diese nur dann die Schicksalsgemeinschaft der Pflege, wenn sie ihrer Pflicht gemeinsam nachkommen.

Wir erleben gerade eine Soziopathologie, nämlich das unkontrollierte Umschlagen von Ein- und Abrichtung in Pflege, begünstigt durch kulturellen Sozialismus und die Aufmerksamkeitsökonomie des Internets, Stichwort: virtue signaling.

Es ist eine Pathologie, weil der Bedarf an Pflege konträr zur gesellschaftlichen Entwicklung zurückgeht. Der Grund dafür ist letztlich unser technologischer Entwicklungsstand, welcher unsere Abhängigkeit vom Wohlgehen bestimmter Sachen aus der Welt geschafft hat: Wir haben ein stabiles, unzerrüttbares System erschaffen, welches Ausfälle in kürzester Zeit ausgleicht - einschließlich des der NASA.

Und während diese Unverwüstbarkeit an einigen Stellen einen Mangel an Pflege bewirkt hat, welcher selbst eine kleine Wüste ist und noch relevant werden könnte, wenn die weitere Entwicklung des Systems seine eigene Stabilität untergräbt, ist die öffentliche Wahrnehmung vermeintlicher Pflegebedürftigkeit völlig von diesen tatsächlichen Verwaisungen losgelöst und konzentriert sich stattdessen auf jene Bereiche, welche das System wie keine anderen kontrolliert: Mitpflegen der Fremdein- und -abrichtung, sozusagen, eine Art magisches Ritual, denn Pflichten gibt es dabei keine.

Die Wahrheit ist, daß die Verwirrung dieser Menschen sie schicksalslos macht, daß sie ein Gefühl von Gemeinschaft erzeugt, wo keine außer in der Privation ist, und daß sie also leben gelassen, doch zugleich ignoriert werden. Sie werden verschoben, wie Güterwaggons auf dem Rangierbahnhof. Aber natürlich leben sie und halten sich für wichtig und machen (sinnlosen) Ärger. Abstand ist geboten. Wenn ich die Welt betrachte, sehe ich bis zum Horizont nur Schicksalskrümel, kleine konkrete oder experimentelle Aufgaben, keine großen Schlachten, außer welche aufgezwungen werden, ein Feld lang' vor der Ernte, lange bevor die Herzen der Menschen sie machtvoll zusammenführen werden; aber ich meine meinen persönlichen Horizont, nicht den geschichtlichen.

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