Eine kleine geschichtliche Anmerkung zum Träumen
Der gestrige Beitrag verdient es, ein wenig historisch untermauert zu werden, und es gibt in der Tat eine Episode der Weltgeschichte, welche auch noch nicht allzu lange zurückliegt, in welcher es just um sein Thema ging, genauer gesagt darum, die Möglichkeit für öffentliches Träumen zu schaffen.
Ich hatte den Nationalismus schon zuvor als eine Art Ersatzkirche beschrieben, welche die Funktion der Identitätsbildung von der katholischen übernahm. Daß er diese Funktion aber überhaupt von ihr übernehmen konnte, lag daran, daß das Volk in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann, einen Rückgang an der ihm gewohnten Möglichkeit öffentlich zu träumen festzustellen, welchen es ganz zutreffend mit den ihrem Wesen nach technizistischen Institutionen der aufkommenden Urbanität verband, welche sich nicht um diese kulturelle Dimension scherten und scheren.
Was Menschen wie Friedrich Smetana und ganze Völker wie die Norweger, Finnen und Tschechen dazu brachte, ihre Namen zu ändern, neue Sprachen zu erfinden und fremde zu lernen, war die Aussicht, diese defizitären Organisationen einem homogenen unorganisierten Rahmen unterzuordnen, dessen Homogenität es auch dem Unorganisierten erlauben würde, sich zu verständigen, und welcher auf diese Weise das öffentliche Träumen wieder erlaubte.
Freilich, dies waren Abwehrreaktionen auf dänische, schwedische und deutsche Vorherrschaft, aber das tut gar nichts zur Sache: Die Träume der anderen waren nicht zugänglich, und die urbanen Institutionen befassen sich nicht mit diesem Punkt, und die einzige Aussicht auf die Wiedererlangung der Möglichkeit öffentlich zu träumen bestand in nationaler Homogenität.
Nationale Homogenität kann dabei freilich ganz unterschiedliche Züge tragen, gemeinsam ist ihr nur, daß sie stets durch staatliche Schulen verbreitet wird - und heute auch durch das nationale Fernsehen.
Doch handelt es sich eben, wie die Geschichte zeigt, um ein natürliches Phänomen, soll heißen, daß die Natur entscheidet, welche Träume verfangen und welche nicht, und daß, wo es keine Möglichkeit öffentlich zu träumen gibt, die Menschen in andere Strukturen fliehen.
Ich hatte den Nationalismus schon zuvor als eine Art Ersatzkirche beschrieben, welche die Funktion der Identitätsbildung von der katholischen übernahm. Daß er diese Funktion aber überhaupt von ihr übernehmen konnte, lag daran, daß das Volk in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann, einen Rückgang an der ihm gewohnten Möglichkeit öffentlich zu träumen festzustellen, welchen es ganz zutreffend mit den ihrem Wesen nach technizistischen Institutionen der aufkommenden Urbanität verband, welche sich nicht um diese kulturelle Dimension scherten und scheren.
Was Menschen wie Friedrich Smetana und ganze Völker wie die Norweger, Finnen und Tschechen dazu brachte, ihre Namen zu ändern, neue Sprachen zu erfinden und fremde zu lernen, war die Aussicht, diese defizitären Organisationen einem homogenen unorganisierten Rahmen unterzuordnen, dessen Homogenität es auch dem Unorganisierten erlauben würde, sich zu verständigen, und welcher auf diese Weise das öffentliche Träumen wieder erlaubte.
Freilich, dies waren Abwehrreaktionen auf dänische, schwedische und deutsche Vorherrschaft, aber das tut gar nichts zur Sache: Die Träume der anderen waren nicht zugänglich, und die urbanen Institutionen befassen sich nicht mit diesem Punkt, und die einzige Aussicht auf die Wiedererlangung der Möglichkeit öffentlich zu träumen bestand in nationaler Homogenität.
Nationale Homogenität kann dabei freilich ganz unterschiedliche Züge tragen, gemeinsam ist ihr nur, daß sie stets durch staatliche Schulen verbreitet wird - und heute auch durch das nationale Fernsehen.
Doch handelt es sich eben, wie die Geschichte zeigt, um ein natürliches Phänomen, soll heißen, daß die Natur entscheidet, welche Träume verfangen und welche nicht, und daß, wo es keine Möglichkeit öffentlich zu träumen gibt, die Menschen in andere Strukturen fliehen.
Labels: 15, geschichte, gesellschaftsentwurf, gesellschaftskritik, gesetze, institutionen, sehhilfen, ἰδέα, φιλοσοφία