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11. November 2016

Zu Tolkien's Konzept einer Eukatastrophe

Tom Shippey spricht in The Legacy of Middle-earth davon, daß Tolkien der Meinung war, es müsse neben der die Lage plötzlich verschlechternden Katastrophe auch ein positives Gegenstück geben, eine Eukatastrophe, welche die Lage plötzlich verbessert.

Dagegen läßt sich ohne große Müh' einwenden, daß man Gebäude zwar schon plötzlich einstürzen gesehen hat, noch nie aber sich plötzlich selbst errichten.

Dennoch gibt es zweifellos Momente, in welchen sich das Blatt plötzlich zum Guten wendet.

Wie also kann das sein, wenn doch jeder Fortschritt mühsam ist?

Offenbar nur dadurch, daß die Lage in vielen Belangen um das Gleichgewicht von Gut und Schlecht herum instabil ist und in Richtung des Übergewichts ausschlägt, was nichts anderes besagt, als daß es Entwicklungskatalysatoren gibt, Wirkungsschnellen, Zeitstürze, welche stets durch ein übergeordnetes Einrichtungsprogramm bedingt sind, dessen Zielvorgaben der gegenwärtigen Lage abhanden kamen.

Freilich, für sich genommen stellt der Zwang, sich neu einzurichten, wiederum eine Katastrophe dar, aber hier ist es nun möglich, daß sich viele kurzsichtige Einrichtungen zu einer Last verbünden, welche ein größeres Übel darstellt als der Aufwand der Neueinrichtung, so daß die durch den endlich hinreichend gediehenen eigenen Fortschritt erzwungene Neueinrichtung Vieler tatsächlich wenigstens subjektiv eine Eukatastrophe ist, aber nichts spricht dagegen, diese ganze Betrachtung einzig auf das objektive Wohl, wie auch immer es definiert sein mag, zu beziehen.

Wenn man das aber tut, wird man nicht vom eigenen Sieg sprechen können, ja, noch nicht einmal von einem Durchbruch, sondern muß die Eukatastrophe allgemeiner als Entspannung bezeichnen, denn das macht sie aus, daß sie bestehende Spannungen abbaut.

Und fürwahr ist die Erfahrung gewöhnlich, daß stete Mühe schließlich auf einen Schlag die eigene Lage entspannt, weil sie peu à peu die Grundlage für eine veränderte Berücksichtigung der eigenen Person gelegt hat. Mich interessiert indessen weniger, wie andere Menschen mich berücksichtigen, als vielmehr, wie die Menschheit der Welt gegenübertritt: Auch das ist Einrichtung, auch darin liegt Übles und Gutes, nur daß sich in dieser Frage die Entspannung nicht plötzlich vollziehen kann, weil die Einrichtung keinem bekannten Programm folgt, sondern tastend voranschreitet.

Dennoch, wenn erst einmal die ersten Erfahrungen ausgetauscht werden, wird sich der Prozeß wenigstens etwas entlang dem untergeordneten Programm des Nachvollziehens beschleunigen.

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