Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

9. Juli 2017

Auf der politischen See

Das Gemeinwohl ist der Grad, zu welchem eine Gesellschaft ihre Vorstellung von Mitbürgertum institutionell manifestiert.

Idealerweise begriffe eine Gesellschaft dies als individuelle Verpflichtung, sich erstens in Fragen des Gemeinwohls von der Vorstellung des Mitbürgertums leiten zu lassen und zweitens dafür Sorge zu tragen, daß die von ihr ausgehenden institutionellen Manifestationen der Verantwortung der Bürger unterstellt bleiben, denn das ist das Siegel ihrer Authentizität.

Indes, so verhält es sich nicht von Natur aus. Stattdessen müssen wir folgende drei Klassen von Bürgern als typisch betrachten:
  1. die administrativ Unbeteiligten,
  2. die theoretisch mit der Administration Befaßten,
  3. die praktisch an der Administration Anteilnehmenden.
Die administrativ Unbeteiligten leben im Glauben, daß administrativ schon alles zum Besten bestellt ist, andernfalls sie nämlich begännen, sich theoretisch mit ihr zu befassen.

Die theoretisch mit der Administration Befaßten verspüren ein prinzipielles Ungenügen der Administration, entweder aus einem rein passiven Gefühl der verletzten Bürgerehre heraus, oder weil sie die Notwendigkeit zu irgendeiner grundsätzlichen gesellschaftlichen Veränderung verspüren.

Die praktisch an der Administration Anteilnehmenden haben ein materielles Interesse an der speziellen Ausgestaltung der Administration, welches sie die Vorstellung des Mitbürgertums vernachlässigen läßt, weshalb sie auch fast nie in den Reden von Berufspolitikern bemüht wird, also worin die Rechte und Pflichten eines vorbildlichen Mitbürgers bestehen, stattdessen sie die Vorteile ihrer Gesetze für ihre Klientel anpreisen oder Schauergeschichten für den Fall, daß ihre Vorschläge ausgeschlagen werden, erfinden.

Einem rein passiv in seiner Bürgerehre Verletzten, welchem beschieden ist, die administrativ Unbeteiligten an der Administration zu beteiligen und das Gemeinwohl auf diese Weise zu restaurieren, kommt dabei lediglich die Rolle einer moralischen Autorität zu, an welche sie sich um Rat wenden, denn die Verfassung eines Gemeinwesens ist stets der Ansatz, unter dessen Verwendung es sich seiner Lage stellt, und damit zwangsläufig seine innere, freie Entscheidung, welcher lediglich der Weg geebnet werden kann.

Indes, eine solche Figur ist ruhiger und majestätischer als ich es bin. Ich will schon irgendwo anders hin, und Gott schlägt die Brücke. Einzig, wie gestaltet sich das Geleit in diesem Fall? Kann die Kommunikation eine andere Form annehmen als die gegenseitige Verständigung Erwachter? Und wenn es so ist, so liegt doch alles daran, wie Er uns bewegt.

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