Der 73. Jahrestag der Kapitulation
Ich nahm wirklich sehr peripher nur, aber doch den Geist der Feier des Sieges über den manifestierten Nationalsozialismus am heutigen Tage wahr.
So gegen halb Eins lokaler Sommerzeit lief das Volk zusammen. Zuvor schon begegnete mir eine Frau von vielleicht 78 Jahren mit großer Rußlandfahne. Ich dachte mir nichts weiter. Als nächstes eine Gruppe behinderter Kinder, Down-Syndrom, in Uniformen der Roten Armee, auch eine Krankenschwester in schwarzer Lederjacke dabei, wohl nicht behindert, um die 12 Jahre.
Da dachte ich zunächst an einen schlechten Scherz, überlegte dann aber, welcher Tag heute wohl sein mochte. Nun denn, selbstverständlich an einem solchen Tag nur das Beste für jene, welche den Rest des Jahres wenig Freude haben.
Ich setzte mich in die Sonne und sah hin und wieder zum Strom auf der anderen Seite des Wassers hinüber. Die meisten wohl so zwischen 50 und 70. Auch an jedem anderen Tag wirkt die Stadt und ihre Bewohner wie Spielzeug. Nicht unangenehm. Mir gibt's ein Gefühl von Freiheit. Nichts Ernstes hier. Doch an diesem Tag schwingt etwas Wehmut mit: Der kleinere Wahn hat gesiegt, aber hält das den Wahn auf?
Die Russen selbst fühlen sich unwohl: Zu viel Wasser ist den Bach hinuntergelaufen, was ist der Sieg heute noch wert? Und die Innenansicht der Sowjetunion ist eine Art Ringelpietz mit Anfassen: Monstrositäten erfordern keine Monster. Aber Monster gibt es auch.
Ich denke daran, was Ernst bedeutete. Festigkeit. So bleibt es eine Melange, angeführt von der Sorge um die eigene Haut.
Immerhin, ihre Haut, buckeln mögen sie, aber ihre Farbe ändern sie nicht mit wechselndem Hintergrund, wie vorläufig all ihre Gewißheiten auch sein mögen.
Spuren von diesem, Spuren von jenem, Achtung des Dienstes hier, Kumpelhaftigkeit da, drüben sozialistische Normentreue, hauptsächlich bei den Damen, und ein paar Raufbolde. Das alles fürchtet sich vor dem modernen Menschen - und zu Recht.
Was ich als Deutscher als Ausweidung erlebe, ist selbstverständlich zugleich auch Auskleidung: Die Natur weicht und die Parolen halten Einzug. Die Normentreuen mögen sich sagen, daß es damit doch zum Besten bestellt sei, aber glauben tun's auch sie nicht
So gegen halb Eins lokaler Sommerzeit lief das Volk zusammen. Zuvor schon begegnete mir eine Frau von vielleicht 78 Jahren mit großer Rußlandfahne. Ich dachte mir nichts weiter. Als nächstes eine Gruppe behinderter Kinder, Down-Syndrom, in Uniformen der Roten Armee, auch eine Krankenschwester in schwarzer Lederjacke dabei, wohl nicht behindert, um die 12 Jahre.
Da dachte ich zunächst an einen schlechten Scherz, überlegte dann aber, welcher Tag heute wohl sein mochte. Nun denn, selbstverständlich an einem solchen Tag nur das Beste für jene, welche den Rest des Jahres wenig Freude haben.
Ich setzte mich in die Sonne und sah hin und wieder zum Strom auf der anderen Seite des Wassers hinüber. Die meisten wohl so zwischen 50 und 70. Auch an jedem anderen Tag wirkt die Stadt und ihre Bewohner wie Spielzeug. Nicht unangenehm. Mir gibt's ein Gefühl von Freiheit. Nichts Ernstes hier. Doch an diesem Tag schwingt etwas Wehmut mit: Der kleinere Wahn hat gesiegt, aber hält das den Wahn auf?
Die Russen selbst fühlen sich unwohl: Zu viel Wasser ist den Bach hinuntergelaufen, was ist der Sieg heute noch wert? Und die Innenansicht der Sowjetunion ist eine Art Ringelpietz mit Anfassen: Monstrositäten erfordern keine Monster. Aber Monster gibt es auch.
Ich denke daran, was Ernst bedeutete. Festigkeit. So bleibt es eine Melange, angeführt von der Sorge um die eigene Haut.
Immerhin, ihre Haut, buckeln mögen sie, aber ihre Farbe ändern sie nicht mit wechselndem Hintergrund, wie vorläufig all ihre Gewißheiten auch sein mögen.
Spuren von diesem, Spuren von jenem, Achtung des Dienstes hier, Kumpelhaftigkeit da, drüben sozialistische Normentreue, hauptsächlich bei den Damen, und ein paar Raufbolde. Das alles fürchtet sich vor dem modernen Menschen - und zu Recht.
Was ich als Deutscher als Ausweidung erlebe, ist selbstverständlich zugleich auch Auskleidung: Die Natur weicht und die Parolen halten Einzug. Die Normentreuen mögen sich sagen, daß es damit doch zum Besten bestellt sei, aber glauben tun's auch sie nicht
Labels: 21, geschichte, gesetze, identitäten, institutionen, wahrnehmungen, zeitgeschichte, ἰδέα, φιλοσοφία