Bereitschaftsbeitrag

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3. Oktober 2018

Der geistige Horizont als persönlicher Himmel

Ich traf jüngst wieder auf eine seltsame Frage, welche mich seit Jahrzehnten beschäftigt hat, und in diesem Zusammenhang bin ich noch einmal den Weg zur Erreichung des gläubigen geistigen Horizonts durchgegangen, wobei mir auffiel, daß der gläubige Horizont als Abschluß der Sorge, also als Antwort darauf, wozu die Verfolgung der rechten Haltung durch die eigene Stimmung dient, exakt dem Verhältnis des Zeitalters der Wunder zum Zeitalter der Werke als dessen heilige Hoffnung entspricht, mit anderen Worten der geistige Horizont also die persönlichen Vorstellungen der Selbstvervollkommnung enthält.

Weil die Sorge in ihrer Unterordnung unter ihre Schönheitsideale das Wesentliche nicht ungehindert verfolgen kann, bedarf sie des Wunders, der Transzendenz in und aus Glauben, um sich vor dem Wesentlichen zu rechtfertigen. Und also entspricht ihr Reifungsprozeß auch dem in den Sieben Feuern des Gerichts beschriebenen Weg durch das Zeitalter der Wunder.

Entsprechendes gilt für die Achtung und den persönlichen oder philosophischen geistigen Horizont. Die Achtung ist sich ihres Vermächtnisses nicht sicher, und findet deswegen in der Nachwirkung in Form des Einflusses auf den Zeitgeist oder die Wissenschaft ihren Abschluß, weshalb der Weg zu ihrer Reife dem des Zeitalters der Wacht gleicht.

Und im Falle des Lust und des körperlichen geistigen Horizonts ist es die Harmonie der Umwelt, welche den aus eigenem Prinzip nicht erreichten Abschluß bildet, weshalb der Weg der geistigen Reifung hier dem des Zeitalters der Werke entspricht.

In allen Fällen fragt sich ein Teil unserer Seele, auf welche Weise er seine eigene Daseinsauffassung rechtfertigen kann, wobei derjenige, dessen geistiger Horizont hinter seinem (persönlichen) Geist zurückbleibt, an dieser Inkongruenz leidet:
  • wer gestimmt ist, dem nützt es weder Nachruhm, noch Harmonie in seiner Umwelt zu suchen, beides geht an seinem Herzen vorbei,
  • und wer fordert, ist mit der Harmonie seiner Umwelt auch nicht bedient.
Umgekehrt heißt dies aber auch, daß alle, welche reif im Glauben geworden sind, ihren Frieden haben, denn der höhere geistige Horizont schließt den niedrigeren ein, einschließlich der vorangegangenen Wegstrecke auf dessem Weg, weshalb Kindern ja auch die Welt geschmückt wird.

Soweit fügt sich das alles stimmig zusammen. Indes stellt sich die Geschlechterfrage hier mit unerwarteter Brutalität. Eine im gläubigen geistigen Horizont gereifte Frau scheint schlicht unvorstellbar, und während es hin und wieder unreife Frauen des gläubigen Horizonts gibt, wohl so oft wie Männer auch, scheinen diese erstens alle verdammt und zweitens den Glauben als solchen verunzierend, wiewohl sie ihm freilich als Fanale dienen mögen, in etwa wie es Damaskios Hypatia nachgesagt hat.

Es liegt etwas für die meisten Menschen unerträgliches im Frieden der gereiften Gläubigen, welche sich nicht engagieren, sondern lediglich die Welt reflektieren, was schlicht daher rührt, daß sie die jene rechtfertigende Glaubensgewißheit nicht besitzen. Und wiederum, welche Frau könnte sie besitzen? Das Engagement der Gläubigen ist freiwillig und entspringt keinem Schuldgefühl, es beugt sich der göttlichen Ordnung allein. (Gläubige hier kurz für jene des entsprechenden Horizonts, es läßt sich freilich glauben, ohne diesen Glauben auf seine logischen Voraussetzungen hin analysiert zu haben, beziehungsweise sich dazu gedrängt zu fühlen).

Damit kann ich den allgemeinen Teil beschließen. Im speziellen beschäftigt mich die seltsame Schicksalsleere mancher Frauen aber auch weiterhin. Die Welt ist Stoff, daraus der Zukunft ein Kleid zu weben, und jene bleiben außen vor, werden nicht verwoben und weben auch nicht selbst?

Bin ich blind?

Und doch sehe ich da nur die Frage, welche im Raum steht, buchstäblich. Es wäre inzestuös, sich mit ihnen einzulassen, welche Hoffnung verfolgte die Evolution da? Sie müssen sich verschenken, nur nicht an Gott, oder sie lassen es.

Ein jeder blickt auf seinen Nächsten und sieht, was in ihm selbst ist. Das Opfer dort, das Opfer hier. Die Frage dort, die Frage hier.

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