Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

22. Juni 2019

Eitelkeit

Eitelkeit ist Schall und Rauch.
Der vorige Beitrag hat mich dazu veranlaßt, noch einmal ausführlicher über Eitelkeit nachzudenken.

Etliche Bibelstellen setzen sich mit der Eitelkeit auseinander, folgende möchte ich angeben.
Er sprach auch zu dem, der ihn geladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade nicht deine Freunde noch deine Brüder noch deine Gefreunden noch deine Nachbarn, die da reich sind, auf daß sie dich nicht etwa wieder laden und dir vergolten werde. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden, so bist du selig; denn sie haben's dir nicht zu vergelten, es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten.

- der praktische Aspekt der Eitelkeit: das Tun um der gesellschaftlichen Stellung Willen
Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf daß der Vater geehrt werde in dem Sohne.

- der psychologische Aspekt der Abkehr von der Eitelkeit: die Ehre bei Gott
Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit, so setze dich nicht obenan, daß nicht etwa ein Vornehmerer denn du von ihm geladen sei, und dann komme, der dich und ihn geladen hat, und spreche zu dir: Weiche diesem! und du müssest dann mit Scham untenan sitzen. Sondern wenn du geladen wirst, so gehe hin und setze dich untenan, auf daß, wenn da kommt, der dich geladen hat, er spreche zu dir: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir am Tische sitzen. Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.

- die systemische Auswirkung der Eitelkeit: die Störung der Bewertung des Verdiensts
Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, daß du uns tuest, was wir dich bitten werden. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich euch tue? Sie sprachen zu ihm: Gib uns, daß wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, wir können es wohl. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken stehet mir nicht zu, euch zu geben, sondern welchen es bereitet ist.

- der Vorrang der Vermeidung von Eitelkeit: auch Zuneigung darf die Bewertung des Verdienstes nicht stören
Interessant an der letzten Stelle ist auch, daß sie die zweite Stelle einschränkt: Alles ist auf die rechte Weise zu verstehen.

Ich hatte Eitelkeit als die Unterdrückung dessen, was einen in einem schlechten Licht erscheinen läßt, definiert und neben die Selbstgefälligkeit als die Ignorierung desselben gestellt. Aber Eitelkeit ist schon etwas allgemeineres als das.

Ein Kind verlangt nach der Brust der Mutter, damit es nicht verhungert. Wenn einem Mann die Brust hingehalten wird, so ist es Schmeichelei. An einem bestimmten Punkt erkennt der Jugendliche, daß Errungenschaften mehr als Stationen auf dem Weg zum Ziel sind. An einem bestimmten Punkt erkennt er, daß er an ihnen wächst, Fähigkeiten gewinnt und die Freiheit, über sie zu verfügen.

Die Eitelkeit, nun, ist die Geringschätzung dessen und in dem Sinne geradezu das Gegenteil des Stolzes: Anstatt den inneren Wert allen Bemühens für sich selbst zu erkennen, erkennt sie nur den Ruhm, welcher sich an den Aufsteigenden haftet.

Und dies gilt sogar noch für das Gebet, wie Jakobus und Johannes in Erinnerung rufen: Anstatt für das Heilige zu beten, weil in ihm das Heil liegt, mag es dahin kommen, daß wir um es beten, um als Heilige zu gelten.

Wir müssen uns aber an das Wahre halten, oder Schmeichelei und Eitelkeit verderben uns zu Schweinen, wie Zirze Odysseus' Mannschaft.

Und à propos Schweine. Weder ist es Eitelkeit, die Unwilligen auszuschließen, noch die Willigen zu suchen. Hätten Arme, Krüppel, Lahme und Blinde an einem Mahl kein Interesse, so wäre es auch nicht für sie.
Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.

Labels: , , , , , , , ,