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19. Juni 2019

Zeit- und Willensgenossenschaft

Der Wille bestimmt das Wesen eines Menschen, und seine Wesensfortführung findet derselbe in seiner Verwandtschaft.

Zugleich aber wird das Leben eines Menschen durch die zeitgenössischen Umstände (Unternehmungen, Anschlüsse und Versehenheiten) bestimmt.

So mag es denn geschehen, daß sich die Verwandtschaft spaltet und sich neue Verwandtschaften unter anderen Umständen bilden.

Kommt insbesondere ein Zeitalter an sein Ende, so besteht die natürliche Veranlagung darin zu versuchen, seinen Umständen zu entfliehen, wie Noah der Sündflut oder Lot aus Sodom.

Doch dies ist wie gesagt nicht der Pfad aus den heutigen Umständen. Stattdessen wird die Besonnenheit der Menschen auf die Probe gestellt, indem sie ihre politische Verantwortung Schritt für Schritt wieder aufnehmen, nachdem sich das Vorige als unverantwortlich erwiesen hat.

Also kann ich meine Verwandten nicht hinter mir lassen, sondern bin auf ihren Kreis als Fortführung meines Wesens angewiesen.

Indes bin ich nicht ihr Zeitgenosse, sondern anderen Unternehmungen, Anschlüssen und Versehenheiten verpflichtet. Und aus deren Richtung bezieht mein Geist sein Leben.

Religion ist eine Schule, und eine Schule sucht das gemeinsame Gewahrsein von Stimmungen, Einsichten und Erwartungen, aber zugleich bedarf sie solcher Willen, welche zu der Erfahrung dieses Gewahrseins streben. Und also bin ich beiden Seiten Zeuge, der Schule und den mir verwandten Schülern. Und dies erklärt den Anspruch meines Willens auf die Beeinflussung des Schicksals derselben.

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