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10. Juni 2019

Selbstzucht

Das I Ching beschreibt die Beschäftigung des Menschen mit der Welt, aber seine sechs Herrschaftsformen, Sorge, Achtung, Lust, Unvernunft (Opportunismus), Rücksichtslosigkeit und Abgemessenheit, bilden zugleich auch die sechs Formen der Selbstzucht.

Selbstzucht besteht darin, seine Seele im hinreichenden Gleichgewicht zu halten. Die Formen der Selbstzucht, zu welchen ein Mensch greift, hängen von seinem Geist ab, und zwar dergestalt, daß der väterlich bestimmtende Seelenteil gestützt wird und die anderen beiden Seelenteile gestutzt.

Mit anderen Worten kommt es zu folgenden Formen der Selbstzucht:
  • Gestimmte: Sorge, Rücksichtslosigkeit und Abgemessenheit
  • Fordernde: Achtung, Opportunismus und Abgemessenheit
  • Erregte: Lust, Opportunismus und Rücksichtslosigkeit,
wobei die einzelnen Formen wie folgt genauer beschrieben seien.

Sorge. Vergegenwärtigung der menschlichen Verantwortung.
Achtung. Vergegenwärtigung der geschuldeten Ehrerbietung.
Lust. Vergegenwärtigung der noch vorhandenen Schwächen.
Opportunismus. Vergegenwärtigung des Opportunen.
Rücksichtslosigkeit. Vergegenwärtigung des einheitlich Ausrichtenden.
Abgemessenheit. Vergegenwärtigung des Einhalt Gebietenden.

In der ehelichen Paarung von Gestimmten und Fordernden sind Rücksichtslosigkeit, beziehungsweise Opportunismus Versündigungen an der Natur des Partners, selbst wenn es sich bei ihnen nur um Formen der Selbstzucht handelt.

Entsprechendes gilt für die übrigen Paarungen: bei Gestimmten und Erregten sind es Abgemessenheit, beziehungsweise Opportunismus und bei Fordernden und Erregten sind es Abgemessenheit, beziehugnsweise Rücksichtslosigkeit.

Der Grad der Versündigung ist selbstverständlich variabel, aber wenn die Selbstzucht nicht die Natur des Nächsten verletzt, so entspricht es auch nicht Gottes Gerechtigkeit, einen Menschen für seine Selbstzucht zu strafen.

Dies ist im Falle Deutschlands von einiger Bedeutung, da die Selbstzucht zur deutschen Identität gehört. Mit anderen Worten beschäftigen sich die Deutschen mehr als andere Völker mit sich selbst als mit der Welt. Und dem entsprechen auch ihre Ansichten. Mit anderen Worten haben dieselben sehr oft keinen weltlichen Zweck, sondern lediglich einen persönlichen.

Wer sich aber mit anderen unterhält, um gemeinschaftlicher Selbstzucht zu frönen, anstatt die Welt zu prägen, der kann nicht gerechterweise für seine Herrschaft über sich selbst gerichtet werden, wie es ein Herrscher über Andere würde. Stattdessen wird er früher oder später aus seiner Beschäftigung mit sich selbst herausgerissen werden und genötigt werden, zu einer Stellung zur Welt zu finden.

Und ich sollte meine Meinung sagen, wenn ich dabei gefragt werde.

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