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12. August 2019

Die Reifung des Segens

Die höchste Berufung des Menschen besteht darin zu segnen und sein Segen ist seine bedeutsamste Hinterlassenschaft.

Segen ist an Ideen gebunden, welche Daseinsweisen beschreiben. Der Segen bewirkt, daß die Daseinsweisen passende Verkörperungsbedingungen finden.

Die gesegneten Ideen wachsen dabei im Laufe der Generationen, und zwar auf verästelnde Weise. Die Ideen, welche den Stamm bilden, aus welchem heraus verschiedene Äste wachsen, bilden damit zugleich die ehernen Gesetze, unter deren Bedingungen sich das weitere Wachstum vollzieht. Die Ideen hingegen, welche Segen und Verkörperung erst noch empfangen, mögen die hehren Gesetze heißen.

Damit jemand den Akt des Segnens überhaupt gewahren kann, ist es nötig, daß er einen Begriff seiner persönlichen hehren Gesetze gewinnt. Hat er einen solchen, so kann er segnen, und sollte sich in diesem Begriff ein Fehler verbergen, so wird er früher oder später durch den Akt der Segnung von etwas falschem erschüttert und dazu gezwungen, an dem Begriff seiner Ideale zu arbeiten.

Die Segnung kann aber auch aus einem anderen Grund unterbrochen werden, denn das Hehre läßt dem Ehernen stets den Vortritt: Wenn die Zeit der Befolgung eines Ideals gekommen ist, ist es nicht an der Zeit, an der Reifung eines anderen zu arbeiten.

Insbesondere verlangt der Bruch der ehernen Gesetze Bemühungen zur Erhaltung derselben, da sich Segnung nur in ihrem gewachsenen Rahmen vollziehen kann. Dies bedeutet nicht, die Abtrünnigen auf Schritt und Tritt zu bekämpfen, aber sehr wohl, die destruktiven Folgen ihres Abfalls zu überwinden und auf diese Weise die ehernen Gesetze zu erhalten.

Ein solches ehernes Gesetz ist das christliche Vertrauen unter Christen. Und dieses Gesetz hat zu allen Zeiten die Ausgießung der Schalen des Zorns Gottes als notwendige Überwindung der Folgen des Abfalls der Abtrünnigen aufgeschoben. Und auch heute ist dies grundsätzlich nicht anders, nur daß es keine stabile Einkehr mehr gibt, keine hinreichend intakten Institutionen, zu welchen wir Zuflucht nehmen könnten.

Mit anderen Worten können wir uns zwar unseren guten Willen versichern, aber auf sicherem Grund stehen wir erst wieder, wenn sich das Hehre neu verkörpert, und bis dahin schreitet die Überwindung des Abfalls voran.

Weil unsere Vorstellungen des Hehren unterschiedlich sind, verwirren wir uns bisweilen gegenseitig, aber das ist keine große Schwierigkeit. Mit etwas Disziplin können wir alle zur Segnung des uns Hehren auf der Grundlage des Ehernen gelangen. Wichtiger ist es, die ehernen Gesetze selbst nicht zu brechen, und bereit zu sein, ihren fremdverschuldeten Bruch auszubessern. Wenn wir das beherzigen und uns um die Erfassung des uns Hehren bemühen, so wird unser Segen auch reifen.

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