Bereitschaftsbeitrag

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31. Mai 2020

Das Geheimnis der Geschichte der letzten 150 Jahre

In meiner bisherigen Beschäftigung mit dem Thema ist mir der entscheidende Aspekt bisher durch die Lappen gegangen.

Ich habe mich zunächst recht unverbindlich mit der popkulturellen Erneuerung befaßt, um dann zur Einsicht zu gelangen, daß Hegel die Schlüsselrolle im gegenwärtigen Zykel spielt, und bin schließlich auf das recht seltsame Erbe der Fanbewegung gestoßen, von welcher ich meinte, sie hätte keines, was auch stimmt, abhängig davon, wie man es nimmt.

Nun, da Hegel die Schlüsselrolle spielt, liegt dort auch der Schlüssel zum Verständnis der ganzen Entwicklung. Was also hat Hegel getan? Wie läßt es sich fassen, so daß es die Jugendbewegung der 1920er Jahre und den technologisch-elitären Globalismus Moonraker's in trivialer Weise vorwegnimmt?

Er hat den Geist aus seiner religiösen Abhängigkeit gelöst, er hat ihn selbständig gemacht, so daß seine weitere Entwicklung dadurch zu bewältigen wäre, ihn nur mit genügend vielen Thesen zu mästen.

Entscheidend ist aber dies:
  • Wenn sich etwas verfolgen läßt, so ist es möglich,
  • wenn sich etwas einlösen läßt, so ist es gültig und
  • wenn sich etwas auslösen läßt, so ist es wirklich.
Das ist das empirische Möglichkeitsverständnis: Möglich sind die Gedanken, welche sich fassen lassen.

Daneben gibt es aber auch das logische Möglichkeitsverständnis: Möglich ist, wessen Ungültigkeit nicht eingesehen wurde.

Indem Hegel den Geist als Synthetisierer definiert hat, welcher die gültigen Teile von These und Antithese bestimmt und miteinander verbindet, hat er nebenbei dafür gesorgt, daß das logische Möglichkeitsverständnis fundamental wurde.

Und diese Fundamentalität wirkt sich wiederum auf das Verhältnis von Geist und Welt aus. Nach dem empirischen Möglichkeitsverständnis hängen die möglichen Gedanken von der Wirklichkeit ab, um also einzusehen, muß sich der Geist mit der Welt abstimmen, sie einerseits einrichten, sich andererseits aber auch in ihr zurechtfinden. Nach dem logischen Möglichkeitsverständnis in Verbindung mit Hegels Auffassung des Geistes ist die Geistesoperation von der Wirklichkeit unabhängig und also gilt es ausschließlich die Welt einzurichten.

Ich rede hier nicht von Nachbars kläffenden Hunden, ich rede von der Notwendigkeit, Ansatzpunkte zu finden, welche sich verfolgen lassen, und welche nur konkret in der sich gerade vollziehenden Gegenwart gefunden werden können. Hegel war ja so bequem, diesen Prozeß dadurch zu übergehen, daß er schlicht behauptete, Geist und Zeit seien dasselbe, also zu sagen, daß, so lange die Zeit nur flösse, der Mensch auch denken würde.

Also nochmal,
  • prähegelianisch: Abstimmung mit Gott und Welt,
  • posthegelianisch: Einrichtung der Welt.
Stimmt es dann? Warum die Jugendbewegung der 1920er Jahre? Weil der nächste Teil der Welt der eigene Körper ist und die Leibesübung das Mittel seiner Einrichtung.

Und warum ist der technologisch-elitäre Globalismus Moonraker's zum Erben George Harrison's geworden?

Daß eine Bewegung, welche die Stellung zur Welt erneuert, in Konflikt mit dem logischen Möglichkeitsverständnis gerät ist selbstverständlich, denn ihr natürlicher Leitstern ist ja gerade das empirische Möglichkeitsverständnis. Also ist es schließlich auch dahin gekommen, daß weite Teile der Fanbewegung sich von Hegel ab- und Drogen und Spiritualität zugewendet haben.

Das Problem dabei ist nur, daß es ihnen ja nicht um ein besseres Verständnis, sondern um eine bessere Stellung ging, und also versank die eine Hälfte der Bewegung im Drogensumpf, während die andere verstärkt in den hegelkonformen Universitätsbetrieb miteinbezogen wurde, und Moonraker ist sozusagen die letzte große Fähre, welche dorthin ablegte.

Wenn wir hingegen nur fragen, ob es eine Beziehung zwischen dem technologisch-elitären Globalismus und dem selbständigen Geist Hegels gibt, so lautet die Antwort, daß
  • soweit es das technologisch betrifft, es jedenfalls stimmt,
  • das elitär Sachzwängen geschuldet ist und
  • der Globalismus sich dem Umstand verdankt, daß sich Hegels Schule bereits weit genug verbreitet hatte, um eine globale Rebellion gegen sich loszutreten, so daß folglich auch die Abhilfe global sein mußte.
Um es ganz kurz zu sagen: Als die Zeit kam, sich besserzustellen, wurde die hegelianische Geistesmast ausgebaut - und was auch sonst?

Wir sehen also, daß die Geschichte der letzten 150 Jahre nichts weiter als die folgerichtige Entwicklung der Selbständigkeit des Geistes ist, welchem die Welt untertan wird. Und damit sehen wir natürlich auch, in wiefern sich ein künftiges Verständnis des Geistes vorteilhaft vom immernoch vorherrschenden unterscheiden kann.

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