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14. Juni 2020

Arten des psychophorischen Frevels

In Anlehnung an den vorigen Beitrag möge die Gesellschaftswissenschaft von der Gottgefälligkeit der einzelnen Seelenteile Psychophorik heißen.

Dort sind uns also sechs Beispiele des psychophorischen Frevels begegnet und diese fallen unter drei Klassen, nämlich der
  • des Frevels der Nachlässigkeit, wo Gottlosigkeit im herrschenden Seelenteil aufkommt,
  • des Frevels des Beharrens, wo Gottlosigkeit in dem dem herrschenden Seelenteil im Selbstlauf des Ichs voraufgehenden Seelenteil aufkommt, und
  • des Frevels der Verwirklichung, wo Gottlosigkeit in dem auf den herrschenden Seelenteil im Selbstlauf des Ichs folgenden Seelenteil entsteht.
Der Selbstlauf des Ichs auf die Seelenteile übertragen besteht dabei in der zyklischen Abfolge von Sorge auf Achtung, Lust auf Sorge und Achtung auf Lust.

Nachlässigkeit wird auch stets als Frevel angesehen, doch beim Beharren mischt sich die Notwendigkeit der Restauration ein und bei der Verwirklichung der Wunsch voranzuschreiten. Mit anderen Worten wird der Frevel dort also im Namen eines Gutes begangen, doch in sofern er in beiden Fällen rücksichtslos ist, ist er eben auch Frevel.

Wir sehen also, daß im semitischen Herrschaftszykel
  • Abgemessenheit durch Nachlässigkeit auf Sorge folgt und
  • Unvernunft durch Nachlässigkeit auf Lust,
im tibeto-japanischen Zykel
  • Rücksichtslosigkeit durch Beharren auf Lust folgt und
  • Abgemessenheit durch Nachlässigkeit auf Achtung
und im indogermanischen Zykel
  • Rücksichtslosigkeit durch Verwirklichung auf Sorge folgt und
  • Unvernunft durch Nachlässigkeit auf Achtung.
Entsprechend sind semitische Religionen erklärte Feinde aller Formen von Nachlässigkeit, doch versprechen die Erneuerung im Falle ihres unausweichlichen Sieges, wohingegen tibeto-japanische Religionen die Aufhebung der bestehenden Gesetze in Zeiten der Säuberung lehren (zum Beispiel im Kalachakra Tantra. Wiewohl der Anlaß zu ihr dort ein äußerer ist, fußt sie doch auf einer bereits etablierten zyklischen Notwendigkeit. Das wahre Wesen des tibetischen Buddhismus tritt schön im SS-Dokumentarfilm Geheimnis Tibet hervor, welcher entstand, bevor China sich über seinen freien Ausdruck legte, und wenig Zweifel daran läßt, daß von Zeit zu Zeit ein Dschingis Khan für Ordnung sorgen muß.) und indogermanische Religionen die Überwindung des Zwiespalts zwischen den Anforderungen der Zeit und der persönlichen Integrität suchen.

In diesem Zusammenhang ließen sich Bibliotheken füllen, aber hier genügt mir dieses Fazit.

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