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5. Juni 2020

Die anthropozentrisch verstandene Welt

Ich habe mich im Rahmen des gestrigen Beitrags noch einmal mit den Sassaniden beschäftigt, und angesichts dieser Bilder
dürfte es klar sein, daß das europäische Mittelalter in militärischer Hinsicht, also was Ausrüstung und Berufsethos angeht, eine Fortsetzung der persischen Aswaran war, was sich auch damit deckt, daß der Stahl von Ulfberhtschwertern wohl aus Persien importiert wurde.

Und was nun das Berufsethos angeht, so ist er doch dadurch geprägt, etwas darzustellen, und zwar als freiwillige Entscheidung. Was sind die diesbezüglichen Alternativen?
  • Die Zeit zu prägen,
  • auf der Höhe der Zeit zu sein und
  • der Zeit zu widerstehen.
Und mit ihnen verbinden sich die Liebe der Ordnung, die Wertschätzung der Teilhabe und der Stolz auf die Verantwortung, also philosophische, heroische und materielle Gesinnung, doch auf eine politisch-strategische Weise.

Also kommen wir zu den Geistern zurück,
  • Gestimmte versuchen die Zeit zu prägen,
  • Fordernde auf der Höhe der Zeit zu sein und
  • Erregte der Zeit zu widerstehen,
und ihre Strategie betrifft die anthropozentrisch verstandene Welt, in welcher
  • das Verfolgte das Dargestellte ist, in bezug auf welches sich der einzelne erklärt,
  • das Ausgelöste das möglichst ordentlich Angestoßene und
  • das Eingelöste das Erwünschte, worauf sich die Absicht des einzelnen richtet.
Wahrscheinlich läßt sich an der Affinität zum Dargestellten, Angestoßenen oder Erwünschten der Geist eines Menschen am sichersten bestimmen. Doch insofern ein Mensch stets der ist, wer er ist, muß sich auch sein Begriff der göttlichen Gerechtigkeit dem anpassen, wonach
  • sich Gott aus Sicht des Gestimmten in der Welt darstellt,
  • aus Sicht des Fordernden Gott die Welt anstößt und
  • aus Sicht des Erregten sich Gott die Welt wünscht,
so daß sich
  • der Gestimmte als Teil der göttlichen Darstellung sieht,
  • der Fordernde als Teil des göttlichen Anstoßes und
  • der Erregte als Teil des göttlichen Wunsches,
und nicht als das, als was sich jeweils die andern sehen.

Freilich, abstrakt läßt sich einräumen, daß alles drei stimmt, doch persönlich hängt jeder nur an einem von diesen dreien. Auch ist nicht gesagt, daß sich Menschen in dem, was sie darstellen, anstoßen und sich wünschen, nicht verrennen können. Daß die Könige der Sassaniden philosophisch gesinnt waren, ist durchaus anzunehmen, hatten sie doch die Macht, die Darstellung zu wählen, aus welchem Grund auch Platon die Philosophen unter den Kriegern sucht, also weil er letztere, wie die Nomoi verdeutlichen, für Darstellende hält, doch heißt das natürlich nicht, daß ihre Könige sonderlich gute Philosophen waren, und in dem Punkt sind die christlichen Ritter ihnen dann auch überlegen, da nicht ihr König, sondern die Kirche bestimmte, was sie darstellten.

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