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22. September 2020

Gesellschaft im Spannungsfeld von Glaube, Vorliebe und Gewissen

Wie das Leben für jeden einzelnen in (subjektiven) Glauben, Vorliebe und Gewissen zerfällt, so bestimmen diese drei Heilsbegriffe auch die Gesellschaft als Ganzes, wobei wiederum
  • der Glaube die Eigenart der Gesellschaft bestimmt,
  • die Vorliebe ihre Eingezogenheit und
  • das Gewissen ihren Kreislauf.
Wenn wir uns fernerhin überlegen, durch welche Gesetze Eigenart, Eingezogenheit und Kreislauf gedient ist, so kommen wir darauf, daß
  • der Eigenart durch Gebote gedient ist,
  • der Eingezogenheit durch Freiheiten und
  • dem Kreislauf durch Verbote.
Mit anderen Worten geht es
  • den Gläubigen um Ausdruck,
  • den Vorliebenden um Möglichkeiten und
  • den Gewissenhaften um Schutz.
Ich hatte mich zuletzt mit Unternehmen beschäftigt, welche durch den Grad der Handlungszurückführung bestimmt sind, also
  • die Vertretung durch die Zurückführung auf die Verfolgung,
  • das Abenteuer durch die Zurückführung auf die Einlösung und
  • die Zusammenarbeit durch die Zurückführung auf die Auslösung.
Daß ich dort von Zusammenarbeit und nicht von Arbeit gesprochen habe, liegt nur daran, daß ich per Definition nur Gemeinschaftsunternehmen betrachtet hatte. Vertretung, Abenteuer und Arbeit sollte uns aber bekannt vorkommen, und in der Tat wurden Verkörperung, Spiel und Routine auf die gleiche Weise definiert:
  • bei der Routine sind Verfolgung und Einlösung vorgegeben und werden abgearbeitet, so daß sie das Wesen der Handlung nicht bestimmen,
  • beim Spiel ist die Verfolgung (des Sieges) vorgegeben, doch die Einlösung (des Spielzuges) frei, so daß die Einlösung das Wesen der Handlung bestimmt und
  • bei der Verkörperung ist die Verfolgung frei und bestimmt also die Handlung.
Das im Beitrag Zur Formation der geistigen Horizonte Gesagte stimmt, hat aber nur wenig mit dem hier Betrachteten zu tun, denn dort ging es im speziellen um die Wirkung von Verkörperung, Spiel und Routine auf die Abstimmung unserer Besinnungen auf einander. Die dort gemachten Aussagen lassen sich zwar nicht algebraisch aus den hiesigen Definitionen ableiten, doch an der eigenen Lebenserfahrung überprüfen, wobei im Falle des Spieles eine ziemliche Äquivalenz zwischen der Anpassung der Auslösung an die Verfolgung und der Anpassung der Einlösung an dieselbe besteht.

Und wenn wir, auf den Gegenstand der hiesigen Betrachtung zurückkommend, fragen, wie sich Glaube, Vorliebe und Gewissen zu Verkörperung, Spiel und Routine verhalten, so begegnet uns wieder dieselbe Vertauschung von Achtung und Sorge, das heißt,
  • Glaube als Ausdruck der Liebe und Sorge führt zu Verkörperung,
  • Vorliebe als Ausdruck der Wertschätzung und Achtung führt zu Spiel und
  • Gewissen als Ausdruck der Anteilnahme und Lust führt zu Routine,
hier, weil Glaube bedeutet, daß die Einlösung nicht frei ist und Vorliebe, daß es die Verfolgung nicht ist, und letztlich steht genau diese Fixiertheit der nämlichen Besinnungen auch hinter den im zuletzt verlinkten Beitrag beschriebenen Anpassungsprozessen.

Mit anderen Worten, das Leben in einer Gesellschaft, welche
  • durch Gebote bestimmt wird, gleicht einer Verkörperung,
  • durch Freiheiten bestimmt wird, einem Spiel und
  • durch Verbote bestimmt wird, einer Routine.
Deshalb gibt es auch erhebliche Widerstände gegen den Sicherheitsstaat. Und auch Menschen, welche nur zu klar erkennen, zu was die Regeln des Spiels, welches wir unter dem Wirtschaftsliberalismus spielen, führen, sollten bedenken, zu was Verbote führen.

Ich plädiere freilich für Gebote und Verkörperung. Alles im Leben hat seinen Preis, Gebote, welche seine Erlangung mit sich bringt. Deshalb schreibe ich, um aufzuzeigen, was geboten ist.

Die dritte Gestalt der vier Gestalten versucht, unseren Glauben, unsere Vorliebe und unser Gewissen an das bestehende System anzupassen. Und die zweite Gestalt versucht, uns zu übervorteilen, iindem sie uns
  • Perversion,
  • falsche Freiheit und
  • falsche Schuld
einzureden versucht, also falsche Gebote, Freiheiten und Verbote. Zu falscher Freiheit und falscher Schuld greift dabei auch die zweite Gestalt. Die offene Propagation von Perversion meidet sie aber, weil sie nur jenen nicht anstößig ist, welche bereits eine falsche Freiheit angenommen haben (nämlich die beliebige Bewertung von Empfindungen, welche die Verblendung ausmacht, und mustergültig von Charles Manson vorgeführt wurde. In seiner Family konnte er sagen, daß es eine großartige Sache sei, mit einem Messer in einem Körper herumzuwühlen, aber noch sind wir nicht so weit, daß es öffentlich Anklang fände.)

Die vierte Gestalt aber, indem sie das Leben vor aller Augen stellt, bereitet die Verkörperung vor.

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