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2. Mai 2021

Transzendenz: Komödie, Tragödie und Epos

Den ideellen transzendenten Akten gemäß erscheint uns unser Dasein als Bahn, Gnade unserer Erfahrungsweise und aus unserer Ordnung durch unsere Seele erwachsenes Amt. Dadurch, daß niemand versteht, wie sich die Bahnen verbinden, erscheint ihre Verbindung noch stets als Witz, basierend auf der Inkongruenz zwischen der persönlichen Wichtigkeit des Lebenslaufs und der Zufälligkeit der Verbindung. Also deckt die Komödie das Gebet um die eigene Bahn ab. Ja, nicht nur deckt sie es ab, Komödien drehen sich noch stets um dieses Gebet - drücken sich in ihm doch unsere Hoffnungen aus, welche den Stoff einer jeden Komödie hergeben.

Um die Gnade einer Erfahrungsweise beten wir hingegen nur im Bewußtsein der Grenzen unserer eigenen. Darin besteht die Tragödie, daß wir dieses Gebet vergessen: Der Mensch wähnt sich so groß, daß er auf die Erfahrung des Göttlichen verzichtet (Romeo und Julia ist demnach keine Tragödie, doch führt Romeo und Julia zu Katharsis?)

Und indem unser Glaube wächst, beten wir um unser Amt, während unser Epos Gestalt annimmt.

Die Evangelien sind weder Komödien noch Tragödien*, sondern der Epos Christi. Und die Offenbarung ist die Offenbarung des Epos' der Christenheit. Wie nicht anders zu erwarten erleben wir gerade den verzweifelten Versuch, dieses Epos um ein weiteres Kapitel zu ergänzen, doch liegt darin gerade die Wurzel unserer Tragödie, wie die Offenbarung auch sagt (22:18).

Epos und Tragödie der Christenheit vor der Wiederkehr Christi sind vollendet, einzig in ihrer Komödie gibt es noch ein paar offene Stellen. Übrigens, wenn wir den Eindruck haben, daß wir uns auf die Komödie unseres Daseins beschränken können, so wandelt sich unser intuitiver Begriff Gottes zu Bernadette Soubirous' Immaculada Councepciou (oder Philip Kindred Dick's Diana). Es ist aber fraglich, ob wir uns jemals auf die Verfolgung unserer Bahn beschränken sollten.

* Jedenfalls einstweilen nicht. Erst wenn die Juden sagen werden Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. und sich selbst als die tragische Figur in ihnen betrachten, werden sie es sein.

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