Bereitschaftsbeitrag

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23. Juli 2021

Formen der Befreiung von der Ausmalung

Bekanntermaßen stellt die Ausmalung im Eigenlauf des Ichs eine primitivere Alternative zur Einlösung dar, und so kann es nicht verwundern, daß unter Umständen der Wunsch aufkommt, sich von der Ausmalung zu befreien.

Genauer gesagt gibt es zwei solche Situationen: Unerreichbarkeit und Unbefriedigendheit des Ausgemalten.

Die Entlegenheit des Weltgeschehens führt einigermaßen zwangsläufig dazu, es sich auszumalen, in welchem Falle die Unerreichbarkeit des Ausgemalten aber von vornherein feststeht. Also muß es als störend empfunden werden, wenn die eigene Vorliebe sich auf es bezieht. Wir können im Falle von ausmalungsbasierter Vorliebe von unsicherer Vorliebe sprechen, welche zu hinterfragen womöglich zu aufgedeckter Freiheit führt. Im Falle der Unerreichbarkeit des Ausgemalten führt seine Hinterfragung wiederum einigermaßen zwangsläufig dazu, es mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nachzubilden, es vereinfacht zu imitieren und es dadurch in den Bereich des Eingelösten zu überführen. Der entscheidende Punkt dabei ist aber, sich mit dem einfacheren Imitat zu begnügen, die aufgedeckte Freiheit ist hier, wie auch im folgenden Fall also die Freiheit, weniger zu wollen, welche die Freude darüber einzulösen gewährt. Die hier beschriebene Entwicklung ist in Estland und Finnland volkstümlich.

Ist das Weltgeschehen nicht entlegen, sondern entfaltet sich rings um einen herum, so wird es einigermaßen zwangsläufig dazu kommen, daß sich die eigene Vorliebe an tausend ausgemalte Eventualitäten klammert, was bei manchem zu der Einsicht führt, daß diese Ausrichtung der eigenen Vorliebe unbefriedigend ist, was seinerseits einigermaßen zwangsläufig dazu führt, sich zu fragen, was man in der eigenen Position tatsächlich will, wodurch der eigene Wille in das Korsett der Einlösung gezwungen wird. Und dieser Prozeß ist unter dem Namen Askese bekannt.

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