Christus als Glaubenslehrer
Zunächst einmal muß ein Mensch eine hinreichend gute Ahnung von seiner Rolle als bewußtes, vernünftiges Wesen in der Welt haben, um an Gott zu glauben, um dann aus diesem Glauben heraus zu erfahren, was es heißt zu glauben, nämlich Gottes Schöpfung zu erwarten. Dies ist das Geheimnis des Glaubens, welches ein Mensch entweder kennt oder nicht kennt. Wenn er es aber kennt, so versteht er auch, daß Verfahrensweisen mit ihm zusammenhängen, und diese Verfahrensweisen lassen sich beschreiben, kritisieren und lehren.
Wenn eine Erwartung Gestalt annimmt, mag sie für's erste allgemein gehalten bleiben, und dies führt zu dem naheliegenden Schritt, sich ihre anspruchsloseste Konkretion zu überlegen, in etwa so, als überlegte man sich den Raum, in welchem ein Zusammentreffen stattfinden wird. Das Problem dabei ist, daß der grundlegende Charakter dieser Erwartung in Vergessenheit zu geraten droht und, da Konkretionen grundsätzlich anspruchsloser sind, wenn sie auf menschliche Befindlichkeiten verzichten, eine unmenschliche Vorstellung zur Erwartung aufsteigt.
Ist eine solche Vorstellung im Begriff, zur Erwartung zu werden, enthüllt sich uns der Schrecken, welchen sie bedeutete, und wir werden auf die Suche nach der Konkretion ihrer menschlichen Komponente zurückgeworfen: Die menschliche Geschichte entfaltet sich für den Menschen, und die Gebete konkreter Menschen leiten sie noch stets auf einer gnädigeren Bahn, als es die Einschränkungen der Notwendigkeit tun.
In jeder Not gibt es solche, welche sich sorgen. Und erst wenn sie und ihre Sorge konkret bekannt sind, hat die Erwartung eine Form angenommen, welche dem christlichen Lehrer entspricht.
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