Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

7. Juli 2021

Glaubensmodi

Es gibt nur drei Glaubensmodi, welche zwar einerseits allgemein bekannt sind, aber andererseits allgemein mißverstanden werden, nämlich
  • der Glaube daran, daß etwas Gegenwärtiges gut ist, daß die eigene Seele in ihm eine Heimat findet,
  • der Glaube daran, daß etwas Gegenwärtiges schlecht ist, daß die eigene Seele in ihm keine Heimat findet, und
  • der Glaube daran, daß Gutes und Schlechtes von einander getrennt werden müssen, daß die eigene Seele verpflichtet ist, Schlechtes zu ertragen und Gutes zu tun, um der Welt zu erlauben, sich um das Gute zu scharen.
Volkstümlich wird dies so verstanden, daß der Wille
  • sich selbst gefällt,
  • keinen Wert auf das Individuum legt und
  • eitel ist und zur Vernunft gebracht werden kann.
Natürlich besteht darin eine gewisse logische Spannung, da die Verbindung der ersten beiden Punkte den dritten ausschließen sollte, aber intellektuell gesehen ist nur der dritte Punkt des richtigen Verständnisses interessant genug, um ihn zu diskutieren.

Warum sollte es gut sein, Schlechtes nicht mit Schlechtem zu vergelten, wenn Schlechte dadurch nur ermutigt werden, mehr Schlechtes zu tun?

Interessanterweise vertritt sogar der Koran in einem Punkt diese Ansicht, nämlich wenn es um Verleumdung geht: Es sei gut für die Gläubigen, verleumdet zu werden, denn dadurch würden die Verleumder der Welt offenbar. Im Christentum freilich wird diese Ansicht prominenter vertreten, indem die Vergebung der Sünden als Weg zur Befreiung von der Sünde gelehrt wird, was, so formuliert, freilich mißverstanden werden kann und von den Gnostikern mißverstanden wurde, richtig verstanden jedoch auf der Einsicht basiert, daß es schwierig ist, im moralischen Grau die richtige Entscheidung zu treffen, und also durch die Verhedderung von Gutem mit Schlechtem stets neues Schlechtes in die Welt kommt, so daß in der Vergebung der Sünden der Schlüssel liegt, dem Teufelskreis zu entkommen.

Es geht also bei der Nachsichtigkeit darum, die Lage soweit zu klären, daß ihre gerechte Beurteilung möglich wird, und getragen wird dieser Standard von dem Großmut jener, welche ihn genügend schätzen, um das nötige Entgegenkommen aufzubringen.

Gestern brachte mich ein Traum dazu, großmütig zu sein, aber generell verdichtet sich das Gefühl der Heimatlosigkeit. Die Spannung wächst: Jeder Versuch, etwas zu ändern, verdeutlicht die Unabänderlichkeit nur mehr. Und was ich glaube, das geschieht.

Ich will es mal nicht einen Fluch nennen, nur eine Last, unter den Umständen.

Labels: , , , , , , , , , , , ,