Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

29. September 2021

Im überwiegend Dunkeln

Seit ich drei Jahre alt war, betrachte ich unsere Zeit als überwiegend dunkel. Um diesen Befund soll es hier nicht gehen, sondern um mögliche Umgangsweisen mit diesem Sachverhalt.

Wie schwach auch immer das Helle ist, ist es doch uneigennützig und ein pflegeleichter Koalitionspartner, und wenn das Dunkle in diametral entgegengesetzte Richtungen zerstritten ist, kann das Helle als Stimme der Vernunft sogar eine wesentliche Annäherung an das Rechte bewirken.

Problematischer ist es, wenn das Dunkle, zerstritten oder nicht, eine eindeutige Schlagseite hat. Selbst wenn das Helle dann einen Spalt im Dunklen zu einer, vielleicht sogar von ihm dominierten, Koalition ausnutzen kann, kann es sich dem Rechten doch nur halbherzig nähern, da sich der Spalt im Dunklen andernfalls bald schlösse und die Koalition zerbräche.

Eine der Folgen des Moralisierens besteht darin, Schlagseiten im Dunklen zu erzeugen, ganz einfach weil der Moralisierer, indem er die Stimme der Vernunft für sich beansprucht, diametral entgegengesetzte Positionen unterdrückt, ohne sich dem Hellen anzunähern, und entsprechend in eine Ecke eingepfercht ist das Dunkle heutzutage, in welcher es, wie im eingangs verlinkten Beitrag beschrieben, legalisiert und eleviert wird.

Bleibt also noch der Fall, daß das Helle von der Bestimmung des gesellschaftlichen Weges ausgeschlossen ist. Dies ist durchaus unnatürlich, denn noch stets werden die Hellen dem kleineren Übel zustreben, und fast immer eine bewußt gestellte Falle. Doch wenn es eine Falle sein soll, so ist zu klären, warum es eine ist und zu welchem Zweck sie sich einsetzen läßt.

Nun, je weiter wir vom Rechten abweichen, desto weniger gefällt es uns, weshalb der Weg ins Dunkle eine Sackgasse ist, und jemanden den Weg in eine Sackgasse zu weisen heißt, ihn in eine Falle laufen zu lassen, doch zu welchem Zweck? Wozu dienen dunkle politische Kräfte?

Hier nun möchte ich darauf hinweisen, daß auch Theater eine Kunstform ist, und politisches Theater muß expressionistisch und nicht bloß deklaristisch sein, was es nur ist, wenn alle Rollen glaubwürdig gespielt werden. Weder darf derjenige, welcher das Theaterstück verfaßt, manipulativ erscheinen, noch derjenige, welcher die Rolle des Bösen spielt, gut. Wird die Handschrift des Verfassers erkannt, so fragt sich das Publikum, zu was es angestiftet werden soll, und das sabotiert die Anstiftung. Und wenn der Bösewicht kein echter ist, so sieht das Publikum keine Notwendigkeit zu reagieren, denn es versteht, daß ihm nichts passieren kann, was die Anstiftung gleichfalls sabotiert.

Deshalb muß der Autor eines politischen Theaterstücks aus einer bodenständigen, einfältigen Ecke kommen, also in dem Ansehen stehen, kaum etwas mit Politik zu tun zu haben. Auch wird er gut daran tun, nur alle 100 Jahre ein Theaterstück aufzuführen. Ja, wir reden von der katholischen Kirche, sonst lebt ja auch keiner jahrhundertelang. Wer allerdings jahrhundertelang lebt, wird politische Theaterstücke natürlicherweise als ein Werkzeug zur zyklischen Bereinigung der politischen Landschaft betrachten. Und dann muß er, und im Falle der katholischen Kirche läßt sich das konkret nachweisen, Verbindung mit dunklen politischen Kräften aufnehmen, welchen die Rolle des Bösen zur Selbstausgestaltung überlassen wird, wobei er (also die katholische Kirche) stets vorgibt, ihnen wohlgesonnen zu sein, und dies auch durch konkrete Hilfestellungen bezeugt, was eben die Falle ist, also eine Situation zu schaffen, in welcher die Dunklen meinen, daß es keine Opposition zu ihnen gäbe, und eine solche Täuschung steht eben fast immer am Anfang einer vom Dunklen bestimmten Politik.

Nachdem das Dunkle also an das gesellschaftliche Ruder gelotst wurde, findet es sich natürlicherweise durch eine Täuschung der Massen gedeckt, welche nötig ist, um den Umgang des Autors des politischen Theaterstücks mit ihm zu legitimieren. Beispielsweise hat die katholische Kirche den Angelsachsen nicht erklärt, daß sie den Wikingern ihr Land als Lohn für die Konversion zum Christentum versprochen hat, sondern stattdessen von der Wildheit der Heiden gesprochen, welche ihr Missionswerk zu lindern vermöchte.

Doch schließlich verfliegt die Täuschung, und die Dunklen können nur durch die Traumatisierung der Unterworfenen an einem dunklen Weg festhalten, woran sie sich indes noch stets aufreiben. Freilich mag ein Dunkler auch bisweilen den Weg ins Helle finden, insbesondere wenn massenhaft Dunkle für eine Aufführung gesucht werden, doch das ist die grundsätzliche Dynamik.

Bis vor kurzem hatten wir es noch mit halbherzigen Reformen zu tun, doch mittlerweile stecken wir unumkehrbar in einer politischen Aufführung, welche die Macht bis auf Weiteres in die Hände des Dunkels gelegt hat.

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