Pflichtvergötzung
Ich sehe gerade wieder einmal der Freiin von Bauschlott, Jahrgang '44, dabei zu, wie sie Guy Gadbois zuprostet, nachdem ich sie vorgestern ebenfalls in der Schweiz dabei beobachtet habe, wie sie ihre Nagelfeile zweckentfremdete.
Zwar ironisiert sie sie sehr, aber ihre Attitüde ist authentisch, Hochwohlgeboren läßt sich freundlich herab, um den Dienstboten dazu zu ermuntern, wie eingeübt den Mund aufzutun.
Wofür ich nicht den geringsten Respekt empfinde, ganz etwas anderes, in der Tat. Respekt empfinde ich für die vollendete Form, die Disziplin und das selbstgewählte Maß, nicht für das Vergnügen, die Pflicht dafür zu übernehmen, Untergebene in der Sitte zu unterweisen.
Und es ist nicht nur die Sitte. Wie Gespenster, welche sich daran ergötzen, ihnen Unterstellte wie unmündige Kinder zu behandeln, spuken die folgenden Typen selbst heute noch durch die Lande:
Doch gehen wir an den Anfang zurück. Wer eine Pflicht annimmt, läßt sich treiben. Und dies ist natürlicherweise auf den Erwerb von Können gerichtet, zu welchem denn auch Eltern und Trainer ihnen unterstellte Pflichtbewußte treiben, und weder ergötzen sie sich daran, noch meinen sie, etwas Großes zu vollbringen, noch werden sie dadurch schleimig.
Doch sobald die Peitsche zu höherem geschwungen wird, sobald also höhere Pflichten auftauchen, der Gesellschaft oder der Ehre gegenüber, werden Treue und Maß von unten her eingeschärft und was an natürlichem Bekenntnis und natürlicher Anerkennung vorhanden ist, verdrängt, und schleimig wird es, wenn dabei Schatten das Taugliche verdrängen.
Traditionell treiben
Ich bin nicht geneigt, getriebenes Gelöbnis und getriebene Anerkennung unter irgendwelchen Umständen zu rechtfertigen, doch ist es wohl möglich, unter bestimmten Umständen, insbesondere vorindustriellen bei gewissen Ausprägungen der menschlichen Natur, mit mathematischer Strenge zu beweisen, daß es für alle Beteiligten besser ist, das eine oder auch das andere anzutreiben.
Wie auch immer, wenn dergleichen im Rahmen des Krieges heute wieder Einzug hielte, in anderem bestimmt nicht, mal von den Ansätzen im schulischen Bereich abgesehen, so wäre es wahrlich ein Umzug von Schatten aus dem Hades, in welchem kein Platz für einen Lebendigen ist.
Zwar ironisiert sie sie sehr, aber ihre Attitüde ist authentisch, Hochwohlgeboren läßt sich freundlich herab, um den Dienstboten dazu zu ermuntern, wie eingeübt den Mund aufzutun.
Wofür ich nicht den geringsten Respekt empfinde, ganz etwas anderes, in der Tat. Respekt empfinde ich für die vollendete Form, die Disziplin und das selbstgewählte Maß, nicht für das Vergnügen, die Pflicht dafür zu übernehmen, Untergebene in der Sitte zu unterweisen.
Und es ist nicht nur die Sitte. Wie Gespenster, welche sich daran ergötzen, ihnen Unterstellte wie unmündige Kinder zu behandeln, spuken die folgenden Typen selbst heute noch durch die Lande:
- der Lehrer, welcher sich daran ergötzt, seinen Schülern den rechten Umgang beizubringen, und sei's mit einer Bohrmaschine,
- der Vermittler, welcher Talente sucht, um sie an verantwortungsvolle Aufgaben heranzuführen,
- der Leutnant, welcher die Kadetten mit seinem Geist anbläst,
Doch gehen wir an den Anfang zurück. Wer eine Pflicht annimmt, läßt sich treiben. Und dies ist natürlicherweise auf den Erwerb von Können gerichtet, zu welchem denn auch Eltern und Trainer ihnen unterstellte Pflichtbewußte treiben, und weder ergötzen sie sich daran, noch meinen sie, etwas Großes zu vollbringen, noch werden sie dadurch schleimig.
Doch sobald die Peitsche zu höherem geschwungen wird, sobald also höhere Pflichten auftauchen, der Gesellschaft oder der Ehre gegenüber, werden Treue und Maß von unten her eingeschärft und was an natürlichem Bekenntnis und natürlicher Anerkennung vorhanden ist, verdrängt, und schleimig wird es, wenn dabei Schatten das Taugliche verdrängen.
Traditionell treiben
- Adel und Schule ihre Unterstellten zu einem Umgang und dadurch in eine Rolle, in welche sie sich also auch ohne Bekenntnis manövrieren lassen,
- Landesväter und Militär ihre Unterstellten zu einem Maß, nach welchem sie sich also auch ohne Einsicht bewerten, Hitler etwa seine versammelte Jugend geradezu geheimnisvoll im Triumph des Willens durch die Worte: Und ihr dürft niemals zusammenbrechen!, von welchen die Anwesenden außer ihm keine Ahnung hatten, wozu er sie ihnen gesagt hatte,
Ich bin nicht geneigt, getriebenes Gelöbnis und getriebene Anerkennung unter irgendwelchen Umständen zu rechtfertigen, doch ist es wohl möglich, unter bestimmten Umständen, insbesondere vorindustriellen bei gewissen Ausprägungen der menschlichen Natur, mit mathematischer Strenge zu beweisen, daß es für alle Beteiligten besser ist, das eine oder auch das andere anzutreiben.
Wie auch immer, wenn dergleichen im Rahmen des Krieges heute wieder Einzug hielte, in anderem bestimmt nicht, mal von den Ansätzen im schulischen Bereich abgesehen, so wäre es wahrlich ein Umzug von Schatten aus dem Hades, in welchem kein Platz für einen Lebendigen ist.
Labels: 34, formalisierung, geschichte, gesellschaftskritik, gesetze, institutionen, metaphysik, wahrnehmungen, ἰδέα, φιλοσοφία