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9. Mai 2023

Die Kontexte von δαίμων, θέᾱτρον und χᾰ́ος

Wie im vorigen Beitrag bemerkt, weichen δαίμων, θέᾱτρον und χᾰ́ος von den Ehrbarkeiten ab, und zwar
  • der δαίμων dadurch, daß er indirekt, also manipulativ, auf sein Ziel hinwirkt,
  • das θέᾱτρον dadurch, daß es die Ehrbarkeiten willkürlich verzerrt, und
  • das χᾰ́ος dadurch, daß es sich blindwütig zum Agenten der Ehrbarkeiten macht.
Das Theater legitimiert sich dabei dadurch, daß es besser als das Chaos ist und es zu beherrschen weiß, und die Daimonen dadurch, daß sie besser als das Theater sind und es zu beherrschen wissen.

Kleine Notiz am Rande: Besser als das Theater, nicht besser als die Menschen.

Aber diese Art der Rechtfertigung ist unbefriedigend, weil sie rein negativ ist und nicht sagt, wozu Daimon, Theater und Chaos eigentlich gut sind. Im Falle der Daimonen habe ich indes bereits den Kontext angegeben, in welchem sie ihre eigentliche Rolle spielen, nämlich den generativen Zykel der Zeitalter (Äonen), als welcher auf ihrer indirekten Weise, auf ihr Ziel hinzuwirken, basiert.

Der Kontext des Chaos ist der popkulturelle Zykel,
  • seine ausleuchtende (einlösende: Come around!*) Phase wird durch Hinweisen bestimmt,
  • seine verpflanzende (auslösende: Do your part!) durch Probieren und
  • seine entfaltende (verfolgende: Come along!) durch Buhlen.
* Roger Hodgson hat interessanterweise selber bemerkt, daß Come along! ein Come around! voraussetzt, heißt es in Give a Little Bit doch: See the man with the lonely eyes, oh take his hand, you'll be surprised. Oh, take it! Oh yeah. Come along!, aber in Lovers in the Wind dann: There was a light born on the darkest day. But no one wants to know and no one wants to try. (Übrigens genau das, was mir 1977 im Alter von drei Jahren widerfahren ist.)

Und der Kontext des Theaters ist durch den Ausdruck Brot und Spiele gegeben: Man muß den Menschen etwas Freizeit lassen, aber verhindern, daß sich Chaos in ihr entfaltet. Mit anderen Worten besteht die Rolle des Theaters darin, das Ehrbare so zu verzerren, daß es sich den Menschenführungsverhältnissen unterordnet, und wer denkt, daß dies auch recht so sei, ist darum Katholik.

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