Bereitschaftsbeitrag

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13. Januar 2024

Mangelhafte Rechtfertigung aus Bestechlichkeit oder Überforderung

Ich sprach in den Hebelpunkten kultureller Anpassung davon, daß die kulturelle Anpassung durch einen Revisionsverzicht erkauft wird, aber zu Revisionsverzichten kommt es auch aus persönlichen Gründen, nämlich aus Bestechlichkeit oder Überforderung.

Der Grundgedanke dabei ist, daß wenn wir
  • uns nicht nach Einfällen ausrichten, wir nicht freilegen,
  • Begriffe nicht berücksichtigen, wir nicht einsetzen, und
  • uns über Bewirkungen nicht rechenschaftgeben, wir nicht aufgreifen,
in dem Sinne, daß ersteres jeweils zu letzterem dazugehört, und unser Rechtfertigen mag aus Überforderung zum Erliegen kommen, namentlich wenn wir
  • Einfälle verdrängen (insbesondere ethischer Natur),
  • Begriffe abtun und
  • Bewirkungen ausschlagen,
oder aus Bestechlichkeit, namentlich wenn
  • Einfälle hinter Begriffen zurücktreten, an welche wir uns selbstgerecht klammern,
  • Begriffe hinter Bewirkungen, an welche wir uns selbstherrlich klammern, und
  • Bewirkungen hinter Einfällen, an welche wir uns selbstvergessen klammern.
Ironischerweise dient die Schwäche des Alters dabei oftmals der Bestechung der Jugend, nämlich indem
  • das verdrängte Unrecht die Selbstgerechtigkeit aufbläst, welche die Evaluation des neuen Rechts verhindert,
  • die abgetanen Methoden die Selbstherrlichkeit, welche die Evaluation der neuen Methoden verhindert, und
  • die ausgeschlagenen Anlagen die Selbstvergessenheit, welche die Evaluation der neuen Anlagen verhindert - etwa im Falle des Wettlaufs zum Mond.
Obwohl wir die Gefahr der Erstarrung verstehen, erlauben wir dennoch Selbstgerechtigkeit, wiewohl sie gerade in Amerika im Rahmen des Kampfes der Hebelpunkte, Freiheit versus Expertise, unter Beschuß steht, und ebenso erlauben wir Selbstvergessenheit, auch wenn sie in Europa im Rahmen desselben Kampfes unter Beschuß stehen sollte, nun, vielleicht kommt das ja noch, was wir aber absolut nicht erlauben, sondern auf das Schärfste bekämpfen, ist Selbstherrlichkeit, denn auf unsere Methoden geben wir acht: Sie müssen sich im Einsatz bewähren.

Selbstgerecht bin ich nicht, etwas selbstherrlich und selbstvergessen, aber aus praktischen Gründen, selbstherrlich, weil es zu viel zu tun gibt, so daß ich das Erreichte übermäßig ehre, und selbstvergessen, weil es so viel zu tun gibt und ich zu allem einen Anfang legen muß. Was für die Optimierung wirtschaftlicher Prozesse taugt, nämlich sukzessive an den einzelnen Arbeitsschritten zu feilen, taugt nicht zur Evaluation von Perspektiven, welche vielmehr verlangt, die Begrifflichkeit einem Netze gleich auszuwerfen und zu hoffen, daß sie sich aufschlußreich über ihre Gegenstände legt, und dieses Netz ist dabei immer ein unterentwickelter Ansatz und so weit zu strecken, wie es geht, gleichzeitig aber auch immer wieder einzuholen, so daß sich also eine spezifische Kombination aus Selbstherrlichkeit, Selbstvergessenheit und fehlender Selbstgerechtigkeit ergibt.

So... jünger werde ich auch nicht. Dieses Geschäft verlangt Elastizität, große Elastizität. Und zum andern verlangt es Zeit. Ich betreibe es jetzt 17 Jahre. Was ich schreibe, ist nicht speziell, sondern betrifft das Menschsein im allgemeinen. Es ist ein Anlauf von vielen im Laufe der Jahrtausende, nur marginal unterstützt durch vorherige. Warum wird er unternommen? Um auszubrechen. Und was offenbart sich durch den Versuch? Die wahre Natur des Menschen, indem er sich erkennt. Bisweilen muß die Lüge weggewischt werden, sei es, um ein persönliches Bedürfnis zu befriedigen oder eine geschichtliche Notwendigkeit zu erfüllen. Die Erwägungen des Lebens sind kurzsichtig, in uns weilt eine tiefere Wahrheit.

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