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3. April 2024

Gnostizismus

Ich möchte mich in diesem Beitrag mit der allgemeinen gnostischen Tendenz beschäftigen, welche sich zu allen Zeiten beobachten läßt, und nicht mit ihrer von Epiphanios von Salamis im Panarion geschilderten Zuspitzung.

Die eigene Gehießenheit mag dazu führen, daß man unter der Welt leidet, weil einen die Flut des Gehießenen überwältigt, derart man Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, um sich Luft zum Atmen zu verschaffen: Je feiner das eigene Gespür für das Heil ausgebildet ist, desto erschütternder ist das Leben, und so mancher hat darum die Einsamkeit der Wüste oder der Berge gesucht.

Das ist nicht die gnostische Tendenz. Die gnostische Tendenz entspringt vielmehr der Ungehießenheit, und nicht die Überwältigtheit durch die eigene Gehießenheit bewegt sie, sondern die Verlockung der moralischen Unbeflecktheit, also eine Haltung einzunehmen, in welcher einem nichts mehr vorgeworfen werden kann, weil man alle Streitigkeiten beigelegt hat, und allenfalls selbst andere für ihre Bemühungen rügt, Engeln über den Wirren des Lebens gleich, welche von Zeit zu Zeit hinabfahren, um einen Anstoßerregenden zu sich hinaufzuziehen.

Den Gnostiker heiligt nicht die Einsamkeit, sondern andere Gnostiker. Nicht sucht er einen Weg zu finden, die Menschen aus ihrer Verstricktheit zu führen, sondern er postuliert den Weg und ordnet ihm das ihm Entgegengesetzte unter. Und nicht seinen Einsatz opfert er, sondern seine möglichen Erfahrungen.

Das sollte zur Klärung reichen.

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