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30. September 2019

Formen der Gefaßtheit

Die im Beitrag Ideelle Eindrücke beschriebenen Eindrücke der Gefaßtheit treten in unterschiedlichen Formen auf, abhängig davon, worauf wir gefaßt sind.

Dies könnte man sicherlich auf vielerlei Weisen weiter unterscheiden, doch mir geht es immer nur um solche Weisen, welche mir selbst als Eindrücke etwas bedeuten, und nachdem ich meinen unterschiedlichen Eindrücken eine Weile nachgespürt hatte, ist mir das Prinzip ihrer Heterogenität klar geworden, nämlich, daß wir darauf gefaßt sind, einem Gesetz zu folgen, einen Weg zu bewältigen oder uns in ein Schicksal zu fügen (und dadurch etwas zu hinterlassen).

Diese drei Formen werde ich hier also genauer betrachten:
  • die Berufenheit ist auf das Gesetz gefaßt,
  • der Wagemut ist auf den Weg gefaßt und
  • die Eingeholtheit ist auf das Schicksal gefaßt.
Dabei ist oftmals so, daß die Trennung vom Gegenstand uns den Eindruck der Gefaßtheit auf ihn erwarten läßt.

Wenn uns unser Leben wertlos erscheint, so erwarten wir, berufen zu werden. Wenn uns unser Leben leer erscheint, so erwarten wir, uns auf den Weg zu machen. Und wenn uns unser Leben behütet erscheint, so erwarten wir, vom Schicksal eingeholt zu werden.

Heute vor 64 Jahren kam The Trouble with Harry in die Kinos. Ich sah den Film gestern abend, und die Abhängigkeit der Dorfbewohner von der sie umgebenden Idylle lag mir schwer auf dem Herzen. Wie sie alle nur darauf warten, daß sich das Schicksal ihnen offenbare. Und das tut es dann ja auch in Form der beiden Liebschaften.

Ich selbst erinnere mich an den Anfang meiner Studienzeit, als ich mich fühlte wie auf einem Bahnhof, und auch oft auf Bahnhöfen war, vor allem Sternschanze. Ich wußte nicht, wozu das alles. Es gefiel mir besser als die Schule und die Bundeswehr, aber letztlich war ich alleine auf einer ungewissen Bahn durch's Sonnensystem. Etwas mußte mich doch berufen.

Und was den Wagemut angeht, da gibt es die Ritterlichkeit und auch ganz profan den Hunger, welcher einem Beine macht.

Indes muß es auch eine Gefaßtheit geben, welche sich nicht aus unserer individuellen Suche ergibt, einen Eindruck, welcher sich von Mensch zu Mensch fortpflanzt, die Berufenheit zur Verständlichmachung etwa. Denn das bedeutet es konkret, wenn ich mir wünsche, daß die Menschen auch fernerhin als Menschen leben können, indem ihnen die fortschreitenden und zurücksetzenden transzendenten Akte offenstehen: erstens, daß sie mir offenstehen, und zweitens, daß sich von meinem Verständnis eine personenunabhängige Berufenheit ableitet.

Nun denn, es sind schon erste Impulse der Berufenheit zur Verständlichmachung in weit profaneren Angelegenheiten um die Welt gegangen. Die Dinge stehen seit einiger Zeit hinreichend auf dem Kopf, und auch der Honig ist, wenn noch nicht ausgesaugt, so doch nur noch unter unverantwortbaren Gefahren weiter zu erlangen. Entscheiden aber muß immer nur der, wer es kann. Der deutsche Apparat trippelt einstweilen weiter auf seiner eigenen Bahn.

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