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23. September 2020

Lebensverfälschung und -bewahrung

Der gestrige Beitrag fordert zu einer geistigen Aufbereitung auf, welche ich hiermit vornehme.

Es gibt zwei Weisen, uns von den Idealbildern unserer Seele, welche uns als unser (subjektiver) Glaube, unsere Vorliebe und unser Gewissen bekannt sind, abzubringen, nämlich
  1. durch fremdbestimmte Bilder und
  2. durch Selbstentzweiung von unseren Bildern.
Die Fremdbestimmung ist ein gesellschaftlicher Vorgang und erfolgt durch Aufdringung, die Selbstentzweiung ein individueller, welcher durch Hinterfragung erfolgt. Von der Aufdringung habe ich bereits im Beitrag Moralische Defizite aus Schwäche oder Bosheit gehandelt, das heißt
  • Irreleitung verdrängt unseren Glauben durch Handlungstheorien,
  • Reinreiten verdrängt unsere Vorliebe durch Befangenheit und
  • Aufhetzung verdrängt unser Gewissen durch Gruppenidentität.
Bei der Verblendung handelt es sich hingegen um eine Form der Hinterfragung. Von den Hinterfragungen im allgemeinen aber handelt der vorige Beitrag, das heißt
  • Perversion hinterfragt unseren Glauben,
  • falsche Freiheit (im besonderen Verblendung) hinterfragt unsere Vorliebe und
  • falsche Schuld hinterfragt unser Gewissen.
Dies möchte ich aber etwas genauer besprechen. Perversion bedeutet im allgemeinen so viel wie schlechter Geschmack. Die Hinterfragung unseres Glaubens tritt üblicherweise in der Form auf, wie Johannes sie in Thyatira beschreibt: Besitzt das Häßliche nicht eine sublime Schönheit? Liegt nicht im Schmerz eine eigentümliche Lust?

Falsche Freiheit bedeutet stets, eine Verbindung zu vernachlässigen, an welcher einem etwas gelegen ist. Insbesondere handelt es sich bei der Verblendung um die Vernachlässigung unserer Verbundenheit mit Gott, und Attack Therapy, wie Philip Kindred Dick es nennt, andere Namen sind Gaslighting oder Stalinistisches Verhör, Sie wissen schon, diese Veranstaltung in Seminaren, wo plötzliche alle über einen Teilnehmer herfallen und ihm sagen, was sie von ihm denken, ist eine Kombination von Reinreiten, in sofern der Betroffene persönliche Bande zu seinen Anklägern aufgebaut hat, welche er gerne aufrechterhalten würde, und Verblendung, in sofern die völlige Gottlosigkeit der Ankläger den Wert der Verbundenheit mit Gott hinterfragt, so nach dem Motto: Uns ist doch auch nichts passiert. (Die so genannte Lästerung des Heiligen Geistes.)

Falsche Schuld schließlich zielt darauf, den Vorkehrungen, zu welchen uns unser Gewissen antreibt, Sorge für unsere Kinder etwa, eine andere Gewichtung zu geben.

Auf diese Weisen also wird das Leben verfälscht. Wenn wir es bewahren wollen, so müssen wir uns gegen sie schützen, und das tun wir wie folgt.

Schutz vor Fremdbestimmung. Indem wir
  • Gebote befolgen, können wir einen Zustand der Klarheit erreichen, welcher uns vor Irreleitung schützt,
  • frei sind, fällt es schwerer, uns reinzureiten,
  • Verbote einhalten, vermeiden wir es, uns gegenseitig zu beunruhigen und zu Mißtrauen und Aberglauben anzuregen, welche die Aufhetzung begünstigen würden.
Aus diesen Gründen besteht also die im vorigen Beitrag beschriebene Neigung der Menschen zu solchen Gesetzen zu greifen.

Schutz vor Selbstentzweiung. Auch die Weisen, uns vor Hinterfragung zu schützen, habe ich bereits weitgehend, wenn auch nicht vollständig, behandelt, und zwar in den Beiträgen Die charakteristischen Pflichten der Unternehmen und Das Andenken der Autonomie. Genauer gesagt schützen uns
  • eigenständige Feiern vor Perversion (also schlechter Musik, anstößigem Tanz und so weiter), weil wir sowohl die Autonomie als Mensch, Mitmensch und Gewährer bei ihnen bewahren und sie nicht an irgendwelche Veranstalter abtreten, also selber bestimmen, was gefeiert wird und wie und mit welchem Aufwand,
  • eigenständiges Wirtschaften vor falscher Freiheit, weil es uns zum Haushalten zwingt, und
  • eigenständiges Bekanntwerden vor falscher Schuld, weil es uns lehrt, wie sich die Dinge verhalten, an welchen wir anteilnehmen (weil es uns dazu bringt dranzubleiben).
Mit anderen Worten schützt uns die Praxis der Unternehmen vor der Selbstentzweiung über den Seelenbildern, welche sie leiten. Und um dies noch etwas besser zu verstehen, sei darauf hingewiesen, daß
  • Glaube Bedeutsamkeit stiftet,
  • Vorliebe Dringlichkeit (oder etwas besser, weil allgemeiner, Angezeigtheit) und
  • Gewissen Sinnhaftigkeit,
und daß
  • Vertretung oder Verkörperung der Bedeutsamkeit folgt,
  • Abenteuer oder Spiel der Angezeigtheit und
  • (Zusammen-)Arbeit oder Routine der Sinnhaftigkeit.
Indem wir also sehen, zu was die Praxis führt, je nachdem, zu welchem Grade wir auf unsere Seele hören, lernen wir unsere Seelenbilder schätzen.

Ich sprach schon davon, daß eigenständige Feiern im Abnehmen begriffen sind. Das selbe gilt für eigenständiges Wirtschaften. Und was das eigenständige Bekanntwerden betrifft, da ist die Abnahme geradezu ka-tas-tro-phal. Und siehe! Nie zuvor sahen wir so viel falsche Schuld wie heute.

Nun, die Zeit wird kommen, da die Leute das Leben bewußt bewahren werden, anstatt sich jeder verfälschenden Strömung hinzugeben, welche bei ihnen aufdringlich oder hinterfragend anklopft.

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