Der Zwiespalt des Großinquisitors
Seit einigen Tagen schon plagt mich dieselbe Frage, welche leicht verschleiert im Hintergrund von Dostojewskis Erzählung vom Großinquisitor steht.
Ist das Streben nach einer vollkommeneren Haltung und der damit einhergehenden Aufhellung der eigenen Stimmung nicht übelster Narzißmus?
Was ist das für ein Gut, welches für sich in Anspruch nimmt, gemeinnützig zu sein, aber der Gemeinheit fremd ist und ewig bleibt?
Nun kann man diese Frage in verschiedene Richtungen verfolgen, letztlich geht es dabei aber immer um die rechte Nachfolge und um den Zweifel an der eigenen Wirkung.
Doch bleiben wir zunächst bei der aufgestellten Behauptung, daß die Vervollkommnung der eigenen Haltung nichts für die Gemeinheit ist.
Das stimmt natürlich nur in der hauptberuflichen Zuspitzung, denn nebenbei wirkt die Sorge um sie doch in den Allermeisten, wenngleich auch dort zu unterschiedlichen Graden. Diese Allermeisten aber besitzen nicht die Ruhe, jene stumpfe Klarheit, um die wache Stimmung höher zu schätzen als ihre Träume. Das heißt, sie wollen irren, sie wollen sich etwas vormachen. Und das sind die Besseren, die Schlechteren haben ihren Glauben verloren und hassen ihren Nächsten wie sich selbst.
Größer als der Zweifel, ob das, was man erkannt hat, wahr ist, ist der Zweifel, ob seine Kenntnis vorteilhaft ist. Zum Schluß versteht man die Menschen ja, weiß, durch welche Maßnahmen man sie umgänglich macht, weltliche Maßnahmen allesamt.
Es geht nicht darum, ihnen die Freiheit zu lassen, sich ins Unglück zu stürzen - wer würde das verlangen? - es geht um ihre Verwandlung, ihre Reorganisation. Diese ist nur in Freiheit möglich, diese setzt die Auflösung des Bestehenden voraus.
Offensichtlich ist nur die Notwendigkeit der Entwicklung als solche, nicht jene des einzelnen Entwicklungsschrittes, weshalb sich die Vertreter des Bestehenden von jeher auf das Vertrösten verlegt haben.
Doch wenn sie das Glück auf Erden versprechen, dann übersehen sie, daß ihnen das Leben nicht gehört. Das Leben gehört zur einen Hälfte jedem selbst und zur anderen Gott, der Reorganisation allen Lebens, Dritte haben keine Gewalt über es, nur über seine Äußerungen.
Hätte Jesus das Angebot des Teufels angenommen, so hätte er selbst das Leben erstickt, wäre er untätig geblieben, hätte er andere es ersticken lassen. Die Liebe zum Leben rechtfertigt die Abkehr vom Konsens. Jede Vervollkommnung der eigenen Haltung ist buchstäblich ein Weg zum Leben. Die Welt zwingt uns ihre Gesetze auf, und wir treten ihr in diesen Erforschungen des Lebens entgegen. Der einfache Lebenskünstler forscht nur für sich selbst, der Heilstiftende für alle.
Der Moloch bläht sich noch, wer kennt die Schwelle seines Falls?
Ist das Streben nach einer vollkommeneren Haltung und der damit einhergehenden Aufhellung der eigenen Stimmung nicht übelster Narzißmus?
Was ist das für ein Gut, welches für sich in Anspruch nimmt, gemeinnützig zu sein, aber der Gemeinheit fremd ist und ewig bleibt?
Nun kann man diese Frage in verschiedene Richtungen verfolgen, letztlich geht es dabei aber immer um die rechte Nachfolge und um den Zweifel an der eigenen Wirkung.
Doch bleiben wir zunächst bei der aufgestellten Behauptung, daß die Vervollkommnung der eigenen Haltung nichts für die Gemeinheit ist.
Das stimmt natürlich nur in der hauptberuflichen Zuspitzung, denn nebenbei wirkt die Sorge um sie doch in den Allermeisten, wenngleich auch dort zu unterschiedlichen Graden. Diese Allermeisten aber besitzen nicht die Ruhe, jene stumpfe Klarheit, um die wache Stimmung höher zu schätzen als ihre Träume. Das heißt, sie wollen irren, sie wollen sich etwas vormachen. Und das sind die Besseren, die Schlechteren haben ihren Glauben verloren und hassen ihren Nächsten wie sich selbst.
Größer als der Zweifel, ob das, was man erkannt hat, wahr ist, ist der Zweifel, ob seine Kenntnis vorteilhaft ist. Zum Schluß versteht man die Menschen ja, weiß, durch welche Maßnahmen man sie umgänglich macht, weltliche Maßnahmen allesamt.
Es geht nicht darum, ihnen die Freiheit zu lassen, sich ins Unglück zu stürzen - wer würde das verlangen? - es geht um ihre Verwandlung, ihre Reorganisation. Diese ist nur in Freiheit möglich, diese setzt die Auflösung des Bestehenden voraus.
Offensichtlich ist nur die Notwendigkeit der Entwicklung als solche, nicht jene des einzelnen Entwicklungsschrittes, weshalb sich die Vertreter des Bestehenden von jeher auf das Vertrösten verlegt haben.
Doch wenn sie das Glück auf Erden versprechen, dann übersehen sie, daß ihnen das Leben nicht gehört. Das Leben gehört zur einen Hälfte jedem selbst und zur anderen Gott, der Reorganisation allen Lebens, Dritte haben keine Gewalt über es, nur über seine Äußerungen.
Hätte Jesus das Angebot des Teufels angenommen, so hätte er selbst das Leben erstickt, wäre er untätig geblieben, hätte er andere es ersticken lassen. Die Liebe zum Leben rechtfertigt die Abkehr vom Konsens. Jede Vervollkommnung der eigenen Haltung ist buchstäblich ein Weg zum Leben. Die Welt zwingt uns ihre Gesetze auf, und wir treten ihr in diesen Erforschungen des Lebens entgegen. Der einfache Lebenskünstler forscht nur für sich selbst, der Heilstiftende für alle.
Der Moloch bläht sich noch, wer kennt die Schwelle seines Falls?
Labels: 05, metaphysik, φιλοσοφία